KAPITEL 1

«Paulus, berufener Apostel Jesu Christi durch Gottes Willen» (Vers 1). Wie im Brief an die Römer stellt Paulus sich hier der Versammlung in Ko­rinth als berufener Apostel Jesu Christi vor, was seinem Apostelamt die wahre Autorität gab. Gott selbst hatte ihn mit diesem Amte betraut und diese Autorität gegeben. Er konnte sich hierauf berufen im Gegensatz zu den vielen falschen Lehrern, die sich in Korinth eingeschlichen hatten und die diese göttliche Berufung nicht besaßen.

Sosthenes, der Bruder, der in der Überschrift dieses Briefes ebenfalls erwähnt wird, ist vielleicht derselbe, den wir in Apostelg. 18, 17 finden. Sein Name musste den Worten des Apostels umso mehr Nachdruck verleihen, da er mit der Versammlung und allem, was dort vorgefallen, gut bekannt war. Der darauffolgende Gruß (Vers 2) zeigt uns dann die innige Beziehung der Versammlung zu Gott, ihre gesegnete Stellung vor Ihm in Christus, sowie auch den himmlischen Charakter ihrer Be­rufung. Er ist zugleich an alle wahren Anrufer des Namens Jesus Christus gerichtet, weil die überschwängliche Gnade Gottes alle in dieselbe nahe und innige Verwandtschaft mit Gott gebracht hat, und weil in den besonderen Ermahnungen in bezug auf die Zustände in der Versammlung zu Korinth nicht weniger allgemeine Grundsätze für die Chri­sten aller Zeiten und aller Orte enthalten sind. Zu­gleich gibt uns der Gruß deutlich zu verstehen, womit es dieser Brief eigentlich zu tun hat: Tren­nung von der Welt und ihren Grundsätzen, Reini­gung von der Sünde, besonders der Hurerei, und Ablehnung aller Menschenverehrung. Als «Ver­sammlung Gottes» und « Geheiligte in Christus Jesus» sind wir von der Welt und der Sünde ab­gesondert und haben unsere Stellung vor Gott in Christus. Der Titel «berufene Heilige» bezeichnet den wahren Charakter unseres praktischen Wandels hienieden und endlich ist «der Name unseres Herrn Jesus Christus» allein der Gegenstand der Vereh­rung aller.

So traurig und beklagenswert auch die Zustände in der korinthischen Versammlung sein mochten, so tastete dies doch nicht im mindesten ihre gesegnete Stellung vor Gott an, weil diese allein auf das voll­endete Werk Christi gegründet und von nichts anderem abhängig war. Wir sind aber nur dann fähig, nachlässig wandelnde Christen also zu betrachten, wenn wir selbst recht nahe beim Herrn leben. Dies war bei Paulus der Fall; deshalb konnte er, in vol­lem Bewusstsein der in Korinth eingerissenen Übel, die sein Herz mit tiefem Schmerz erfüllten, die Gnade Gottes rühmen und mit vollkommener Ruhe und Freimütigkeit von ihrer innigen Beziehung zu Gott und von dem Reichtum dieser Gnade reden, die in Christus Jesus so überströmend geworden war (Verse 4. 5). Nichts war imstande, ihn daran zu hindern. Mochte es dem Feinde auch noch so sehr gelingen, die Heiligen in Korinth zu verwirren, zu schwächen und zu verunreinigen — hier war etwas, das er nicht schwächen, noch verunrei­nigen konnte; die Gnade Gottes in Christus Jesus gegen sie war unantastbar. Sie war zugleich die nie versiegende und ungetrübte Quelle, die den Mut und das Vertrauen des Apostels auch in dem trau­rigen Zustande der korinthischen Versammlung auf­recht erhielt und sein Herz ihretwegen mit stetem Dank gegen Gott erfüllte (Vers 4). Ebenso bot ihm diese Gnade eine willkommene Gelegenheit, seine Liebe, die er, wie er selbst sagt, namentlich zu den Korinthern hatte, die auch in keinem der übri­gen Briefe so deutlich ans Licht tritt, frei ausströ­men zu lassen — alles zu sagen, was er für sie zu sagen hatte; und nichts war mehr geeignet, ihm zu den Herzen der Korinther einen Weg zu bahnen, wie diese Liebe, und so fielen seine Worte auf ein wohl zubereitetes Erdreich.

Vielleicht möchte hier jemand einwenden: Wird aber dieses Bewusstsein der unveränderlichen Gnade nicht zu noch größerer Gleichgültigkeit Anlass ge­ben? Keineswegs; denn wenn etwas fähig ist, das ganze Gewicht der Heiligkeit Gottes auf unser Ge­wissen wirken zu lassen, der Sünde gegenüber Scham und Absonderung zu bewirken und unsere Herzen für die Ermahnungen empfänglich zu ma­chen, so ist es das Bewusstsein der unumschränkten Gnade Gottes in Christus Jesus. Wie könnte je­mand, der so in inniger Verbindung mit Gott steht und so reich gesegnet ist, noch länger in der Sünde leben! Deshalb, anstatt ihre Sünden zu beschönigen, stellt der Apostel die Korinther in die unmittelbare Gegenwart Gottes, damit sie sich mit ihren Sünden beschäftigen und sich im Lichte Gottes richten soll­ten. Paulus ließ sich nicht durch die Traurigkeit über die Sünden der Christen niederdrücken, sondern schaute auf die ewige Treue Gottes, die die Gläu­bigen nicht nur berufen, sondern bis ans Ende be­wahren würde, um am Tage des Christus untadelig zu sein.

Christus wird hier, so wie auch nachher, als der einzige Gegenstand des Glaubens, als der eine Mit­telpunkt aller Segnungen vorgestellt. In Ihm hatten die Korinther alles empfangen; «in Ihm» waren sie «in allem reich gemacht worden, in allem Wort (der Lehre) und aller Erkenntnis» (Vers 5). In Erlan­gung dieser äußern Gnadengaben «Wort der Lehre und Erkenntnis» war das Zeugnis von Christus durch die Kraft des Heiligen Geistes unter ihnen bestätigt worden (Vers 6). Sie waren in keiner Gabe verkürzt worden, nichts mangelte ihnen mehr; sie «erwarteten die Offenbarung unseres Herrn Jesus Christus» (Vers 7). Diese Erwartung war jetzt ihr gesegnetes Vorrecht. Es ist klar, dass hier der Apostel nicht speziell von der Aufnahme der Versammlung spricht, weil er dieses Geheimnis erst in Kap. 15 offenbart sondern von der Ankunft Christi im allgemeinen, zur Verherrlichung der Sei­nigen und zum Gericht der Welt.

Nachdem nun der Apostel mit wenigen, aber sehr lieblichen Worten die den Korinthern so reichlich zuteil gewordene Gnade ans Licht gestellt hat, spricht er auch ebenso einfach und bestimmt von der Treue Gottes gegen sie. Diese Treue war der Grund seines Vertrauens, wenn er an ihr Ausharren bis ans Ende dachte; denn er sagt «Welcher euch, auch befestigen wird bis ans Ende, dass ihr tadellos seid an dem Tage*) unseres Herrn Jesus Christus. Gott ist treu, durch welchen ihr berufen worden seid in die Gemeinschaft Seines Sohnes Jesus Chri­stus, unseres Herrn» (Verse 8. 9).

*) Die Verantwortlichkeit des Christen steht in Ver­bindung mit dem T a g e des Christus, aber die Vorrechte desselben mit Seiner A n k u n f t. (Vergl. Vers 7 und 8.)

Gottes Treue war es also, welche die Heiligen zu Korinth befe­stigte, damit sie an diesem ernsten und feierlichen Tage ohne Tadel vor Ihm stehen möchten. Er selbst hatte sie «in die Gemeinschaft Seines Sohnes Jesus Christus berufen», und Er war es auch, der diese Berufung völlig verwirklichte. An diese Gemein­schaft knüpfen sich alle unsere Segnungen. Gott bleibt für uns stets das, was Er auch für Christus ist. Die Gnade und Treue Gottes waren also das unbewegliche Fundament, auf das der Apostel seine Belehrungen und Ermahnungen an die Korinther gründete, wenn er sich anschickt, ihren wankenden Fuß zu befestigen und ihre ermattenden Hände wieder zu stärken.

In Vers 10 beginnt nun der Apostel mit seinen Ermahnungen, oder vielmehr mit seinen Bitten, und stellt als Beweggrund den Namen Dessen vor ihre Seele, in Dem sie, wie wir vorhin gesehen, alle Seg­nungen empfangen hatten; er bittet «durch den Namen unseres Herrn Jesu Christi». Und das, was zunächst sein Herz bewegte, war die große Gefahr, welche die Einheit der Versammlung bedrohte. Es waren Zwistigkeiten unter ihnen entstanden, die zwar bis jetzt noch keine äußerliche Trennung her­vorgerufen hatten, aber doch bald dahin führen konnten: denn Streitigkeiten sind der Anfang zur Trennung. Dem inneren Zwiespalt folgt bald der äußere, so wie auch nur die innere Einheit die äußere bewahren kann. Darum bittet der Apostel die Korinther so dringend, dass sie doch allezeit «einer­lei gesinnt» sein möchten. Wie sehr ist diese ernste Mahnung des Apostels doch der Auffassung der­jenigen entgegengesetzt, die da meinen, dass die Tren­nungen wünschenswert seien. Ach, sie beweisen da­durch, dass sie den wahren Charakter der Gemeinde, ihre Einheit als Leib Christi, nicht kennen und darum auch kein Leid tragen über den furchtbaren Riss, wozu jene verschiedenen Ansichten und Mei­nungen den ersten Grund gelegt haben. Gerade die Nichtbeachtung dieser ernsten Ermahnung des Apo­stels hat so große Verwirrung und unabsehbare Trennungen in der Christenheit hervorgebracht und alle Anstrengungen der Menschen, diese Zerrissen­heit zu heilen und alle diese Spaltungen mit einem äußern Schein von Einigkeit zu übertünchen, sind ganz umsonst — denn sie bilden keine Einheit — und dienen höchstens dazu, sich selbst zu täuschen. Der innere Bruch bleibt, und die Spaltungen vermehren sich, es sei denn, dass wir mit nüchternem und demütigem Herzen zu der Weisheit Gottes zurückkehren und uns unter Sein Wort beugen. Die göttliche Weisheit einigt, aber die menschliche entzweit und verwandelt die einfache und gesegnete Wahrheit in ein trauriges Zerrbild kraftloser Parteien. Hiervon sehen wir den Anfang in der Ver­sammlung zu Korinth. «Ich sage aber dieses, dass ein jeder von euch sagt: Ich bin des Paulus, ich aber des Apollos, ich aber des Kephas, ich aber des Christus» (Vers 12). Sie machten die vornehmsten Diener des Christus, ja Ihn selbst, zu Häuptern bestimmter Parteiungen. Diejenigen unter ihnen, die sich den Namen des Christus — im Gegensatz zu Paulus, Apollos, Kephas usw. — zulegten, waren nicht weniger parteiisch als die andern, weil sie ebenfalls diesen Namen gebrauchten, um eine Scheidewand zwischen Brüdern aufzurichten. Auf diese Weise aber wurde «der Christus zerteilt», die sichtbare Einheit Seines Leibes zerstört, Sein Werk in wichtigen Wahrheiten verkannt und ver­leugnet. Auf diese Weise hörte Er auf, die alleinige Quelle der Segnungen und der alleinige Gegenstand der Verehrung aller zu sein. Die Spaltungen in der korinthischen Versammlungen hatten also die traurig­sten Folgen, und deshalb tritt ihnen der Apostel auch mit so großem Eifer entgegen.

«Ist der Christus zerteilt ? Ist etwa Paulus für euch gekreuzigt, oder seid ihr auf Paulus' Namen getauft worden?» (Vers 13), ist die ernste Frage des Apostels. Die Antwort konnte nicht anders als verneinend lauten. «Ich danke Gott» , sagt er weiter, «dass ich niemanden von euch getauft habe, außer Krispus und Gajus, auf dass nicht jemand sage, dass ich auf meinen Namen getauft habe. Denn Christus hat mich nicht ausgesandt zu tau­fen, sondern das Evangelium zu verkünden» (Verse 14 — 17). Der Apostel hatte wohl aus dem Grunde nicht getauft, weil er hierzu keinen besonderen Auftrag von Gott empfangen hatte — im übrigen war ja die Wahrheit von der Taufe im Evangelium, das die ganze neutestamentliche Wahrheit umfasste, und das der Apostel mit hingebendem Eifer ver­kündigte, enthalten. Paulus konnte somit sagen: Ich habe euch keinen Anhaltspunkt gegeben, euch nach meinem Namen zu nennen; wenn ihr es dennoch tut, ist es nicht meine Schuld. Die Berufung Paulus' zum Apostelamt finden wir nicht in Matthäus 28,19, sondern Apostelgeschichte 26,17.18 und 13,2.3. Selbstverständlich hat der Apostel diese Worte über die Taufe nicht etwa geschrieben, um darzutun, dass er gegen die Taufe gewesen wäre; seine eigenen Worte bestätigen ja auch genügend, dass er einige getauft hat. Welch kostbare Belehrung über die Taufe gibt uns Paulus z. B. in Römer 6! Dem einsichtigen Leser wird dies ohne weiteres einleuch­ten.

In den folgenden Versen dieses Kapitels wird uns der wahre Charakter der menschlichen Weisheit, die in der korinthischen Versammlung ihre verderbliche Wirkung auszuüben begann, vorge­stellt, ihre Verwerfung von Gott, ihre Torheit, ihre Nichtigkeit und ihr völliger Gegensatz zu der Weis­heit Gottes. Paulus war gesandt, das Evangelium zu verkündigen; aber « nicht in Redeweisheit», nicht nach den vernunftgemäßen Grundsätzen der menschlichen Weisheit, «auf dass nicht das Kreuz des Christus zunichte gemacht werde» (Vers 17). Denn das Kreuz des Christus als solches offenbart die Kraft Gottes; menschliches Zutun macht dieselbe in ihrer Wirkung auf das Herz des Menschen zunichte. Die Korinther lebten inmitten der großen Gelehrsamkeit der griechischen Weltanschauung und hielten darum große Stücke auf menschliche Weis­heit. Darum sind die Worte des Apostels von so großer Bedeutung: «Denn das Wort vom Kreuz ist denen, die verloren gehen, Torheit; uns aber, die wir errettet werden, ist es Gottes Kraft! Denn es steht geschrieben: Ich will die Weisheit der Weisen vernichten, und den Verstand der Verstän­digen will ich hinwegtun» (Verse 18. 19). Vergeb­lich waren alle Anstrengungen der Menschen, mit ihrer Weisheit die Glückseligkeit zu erlangen. Weise, Schriftgelehrte und «Schulstreiter» (Disputiergeister) dieses Zeitlaufs tauchten in Menge auf und gingen wieder unter (Vers 20); ein philosophi­sches System verdrängte das andere; aber alle Weisheit der Weisen und aller Verstand der Ver­ständigen offenbarte nur Eitelkeit und Torheit. Das menschliche Herz blieb unbefriedigt und die wahre Glückseligkeit verborgen, weil die Welt durch ihre Weisheit Gott nicht erkannte (Vers 21); und gerade dies zeigt deutlich, dass Gott die Weisheit dieser Welt zur Torheit gemacht hat. Und als diese Tor­heit völlig erwiesen war, «gefiel es Gott wohl, durch die Torheit der Predigt die Glaubenden zu erretten, weil ja sowohl Juden Zeichen fordern, als auch Griechen Weisheit suchen» (Verse 21. 22). Was ist in den Augen der Menschen törichter und unansehnlicher, als ein gekreuzigter Christus, ein Mensch auf der niedrigsten Stufe, da er hingelangen kann, am Kreuz, und inmitten der Räuber Den zu sehen, der allein von Gott, und gerade in Sei­ner Niedrigkeit und Armut zum Heil der Menschen bestimmt und gegeben ist? Ach, wie unfähig ist die Weisheit des Menschen, darin die Weisheit und Kraft Gottes zu erblicken, und wie demütigend für ihn, gerade in dieser Torheit den einzigen Weg zu seinem Heil zu finden! Gewiss, Gott hätte sich in kei­ner niedrigeren Gestalt offenbaren können. Deshalb ist auch die Predigt von « Christus, dem Gekreuzig­ten, den Juden ein Ärgernis und den Nationen eine Torheit» (Vers 23). Sowohl die eigene Gerechtigkeit jener, als auch die Weisheit dieser findet in Christus, dem Gekreuzigten, keine Nahrung; die eine wie die andere erlangt im Gegenteil dort ihr Ende. Deshalb war auch Christus in dieser Gestalt für jene ein Ärgernis und für diese eine Torheit; « den Berufenen selbst aber, sowohl Juden als Griechen, ist Christus Gottes Kraft und Gottes Weis­heit» (Vers 24). Die Berufenen aus den Juden fan­den in dem gekreuzigten Christus «die Gotteskraft», das, was sie wegen des Verderbens ihres Fleisches im Gesetz vergeblich gesucht hatten, und die aus den Griechen fanden «Gottes Weisheit», das, was sie durch all ihre philosophische Gelehrsamkeit nie erkannt hatten; «denn das Törichte Gottes ist weiser als die Menschen, und das Schwache Gottes ist stärker als die Menschen» (Vers 25). Das Törichte und Schwache Gottes, der gekreuzigte Christus, überströmt weit alle menschliche Kraft und mensch­liche Weisheit. Das ist eine harte, aber auch eine kostbare und glückselige Wahrheit!

Ebenso beweist auch die Berufung der Christen, dass Gott nicht das auserwählt, was mächtig, was angesehen, was edel, was hoch ist, sondern das, was schwach, was töricht, was niedrig, was nichtig ist, auf dass Er die Weisen, die Mächtigen und Hohen dieser Welt zuschanden mache, «dass sich vor Ihm kein Fleisch rühme» (Verse 26—29). Die Berufe­nen sind aber nicht nur ein Beweis, dass Gott das Törichte, das Unedle und das Schwache vor den Weisen und Mächtigen der Welt erwählt, sondern weit mehr als das; denn der Apostel fügt hinzu: «Aus Ihm aber seid ihr in Christus Jesus» (Vers 30). Wir sind aus Gott und Seiner göttlichen Natur teilhaftig geworden; wir besitzen Sein Leben, Sein Wesen; unsere Stellung als Christen haben wir aus Gott. « Christus ist uns geworden Weisheit von Gott und Gerechtigkeit und Heiligkeit und Erlö­sung» (Vers 30) — alles im völligsten Gegensatz zu den Anmaßungen des menschlichen Geistes und zu der falschen Gerechtigkeit der Juden unter dem Gesetz und dem Maß der Heiligkeit, die durch das Gesetz dargestellt ist, und ebenso zu der menschlichen Schwachheit, von der Gott auch die letzte Spur hinwegwischen wird, wenn Er endlich Seine ganze Macht in Christo an dem Tage offenbart, da Er zur völligen Erlösung der Seinigen Hand anlegen wird. Dann wird alles, was vom Menschen ist, für immer verschwunden sein. Der Mensch hat alles verloren, und Gott allein kann ihm alles wiedergeben. Das Kreuz Christi offenbart sowohl das völ­lige Verderben des Menschen, als auch die Gabe Gottes zu seiner Rettung und ewigen Glückselig­keit. Wir sehen hier den Menschen völlig entblößt und von Gott bekleidet, gänzlich verarmt und von Gott reich gemacht. Christus besaß Gottes Weis­heit, Gottes Gerechtigkeit, Gottes Heiligkeit und brachte eine völlige Erlösung zustande und Er ist dies alles für uns geworden. Darum kann auch nur der Herr und alles das, was wir in Ihm und durch Ihn empfangen haben, ein Gegenstand unseres Rühmens sein. Und in diesem Rühmen werden wir nie zuschanden werden, denn der Herr bleibt ewiglich. Selbst beim Versagen aller menschlichen Weisheit und beim Sinken aller menschlichen Kraft findet hier die Seele ein unerschütterliches Fundament, auf das sie alle ihre Hoffnungen ohne Furcht bauen kann. Gott selbst hat dieses Fundament gelegt. Er selbst hat uns Christus gegeben. Welch eine voll­kommene Sicherheit für das Herz! Darum «wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn» (Vers 31).