Der erste Brief von Petrus

von Reinhold Müller-Kersting

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Diese Bibelauslegung erschien gedruckt 1952 im Verlag R. Müller-Kersting, Zürich-Höngg, Limattalstr. 28.
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Inhaltsverzeichnis



KAPITEL 1

«Petrus, Apostel von Jesus Christus, den Fremdlingen, die unter den Nationen von Pontus, Galatien, Kappadozien, Asien und Bithynien sind, auserwählt nach Vorkenntnis Gottes, des Vaters, in Heiligung des Geistes, zum Gehorsam und zur Blutbesprengung von Jesus Christus: Gnade und Friede sei euch vermehrt » (Vers 1—2).

Von Petrus, dem Apostel der Beschneidung, sind uns im göttlichen Worte nur zwei Briefe übermittelt, die von seiner Feder stammen. Er schreibt an seine Landsleute, die Juden, die als Fremdlinge in alle Länder zerstreut waren und schon deswegen der besonderen Betreuung bedurften. Die Briefe sind nicht weniger wichtig auch für die Gläubigen der Gegenwart, seien sie nun aus den Juden, oder aus den Nationen. Auch wir sind in dieser argen und bösen Welt nur Beisassen und Fremdlinge.

Die Art, mit welcher der Apostel sich an die ihm anvertrauten Heiligen wendet, ist von großer Schönheit und Lieblichkeit. Er ist zwar immer noch der draufgängerische Petrus, aber es ist nicht mehr die Energie des Fleisches, das zum eisernen Schwerte griff, sondern die Energie des Heiligen Geistes, die das geistige Schwert des göttlichen Wortes führt.

Schon in den beiden ersten Versen geht Petrus auf das Ganze und stellt uns die Dreieinigkeit Gottes vor Augen, was doch für die Juden ein großes Ärgernis war. Wie, Gott soll einen Sohn haben und die göttliche Einheit soll eine Dreieinheit sein? Die drei Personen, Gott der Vater, Jesus Christus, Gottes Sohn, und der Heilige Geist waren als solche den Juden nicht bekannt. Welch ein Anstoß für den Juden! Dies zu erkennen aber ist die Grundlage aller Gottes-Erkenntnis.

Petrus betrachtet die Gläubigen als auserwählt nach Vorkenntnis Gottes, des Vaters. Das «Auserwähltsein» war den Juden nichts Fremdes; hatte Gott doch ihr Volk aus den Völkern herausgenommen und abgesondert, aber ihre Stellung und Berufung war nur für diese Erde. Nun hat Gott ein Volk, sowohl aus Juden als aus Nationen erwählt, das vom Vater zuvor erkannt war und für den Himmel bestimmt ist. Das war etwas ganz Neues. Ja, jeder Gläubige soll und darf nun im Kindesverhältnis zum Vater stehen.

Diese Stellung erheischt mit dem Heiligen Geiste versiegelt zu sein. Das ist eine andere Stellung als es bei Israel der Fall war, denn jene Heiligung war auf Vorschriften, Gesetze und Verordnungen gegründet. Auch war das Volk durch die Wasser des Roten Meeres von Ägypten getrennt, die Heiligen von heute sind es durch die Kraft des Geistes Gottes und dadurch abgesondert von der Welt und ihren Dingen.

Mehr noch, wir sind zum «Gehorsam und zur Blutbesprengung von Jesus Christus» gekommen. Heiligung hat einen Zwiefachen Sinn: Erstens, wir gehören Gott an, denn die Welt liegt im Argen und wir sind als Abgesonderte berufen, gehorsam zu sein und in den göttlichen Geboten zu wandeln. Sind wir bei unserer Kraftlosigkeit dazu imstande? Gewiss! Denn, zweitens, sind wir nicht nur abgesondert, sondern auch gereinigt. Wir stehen auf dem sicheren und festen Grund des Erlösungswerkes von Golgatha. Das kostbare Blut von Jesus Christus ist nicht nur die Quelle unseres Heils, sondern auch zugleich die Kraft zur Reinheit und Heiligkeit. Gott sei gepriesen! Nichts aus uns, alles aus Ihm und in Ihm, unserem Herrn und Erlöser, in dem wir mehr als Überwinder sein können !

Die Pilgerschaft in dieser Welt ist für den Glauben voller Hindernisse; wir erfahren es täglich. Je mehr wir uns dem Ende dieses Zeitalters nahen, werden sich die Proben unseres Glaubens mehren. Die Zeugnisse der Gegenwart bestätigen es mannigfach. So hat auch Petrus, den schweren Weg der Heiligen erkennend, gebetet: «Gnade und Friede sei euch vermehrt!» Wenn Mühen und Leiden sich mehren, bedürfen wir größeren Gnade und der Herr reicht sie dar. In der Friedlosigkeit dieser Welt kommt unser Herzensfriede oft ins Wanken, der Herr weise ihn wieder zu befestigen und zu mehren. Sein Name sei dafür gepriesen! Des Pilgers Gebet lautet:

Will uns der Weg ermüden,

Und wird der Kampf uns schwer,

Bewahr' uns Deinen Frieden,

Die Gnad' in uns vermehr' !

«Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der nach Seiner großen Barmherzigkeit uns wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung von Jesus Christus aus den Toten» (Vers 3).

Welch wunderbare, herrliche Tatsache ist die Auferstehung von Jesus Christus aus den Toten! Petrus ruft gleichsam in Ekstase aus: «Gepriesen sei der Gott und Vater dafür!» Mit der Auferstehung von Jesus Christus aus den Toten steht und fällt das Christentum. Sie leugnen heißt die ganze Lehre des Christentums ablehnen und verwerfen. «Halt im Gedächtnis Jesus Christus auferweckt aus den Toten!» ruft der Apostel Paulus seinem Knecht und Diener Timotheus zu. Des Herrn Auferstehung ist auch die unsere. «Seine große Barmherzigkeit» hat uns Hoffnungslosen, tot in Sünden und Übertretungen, eine lebendige Hoffnung geschenkt. Es ist die kraftspendende Herrlichkeitshoffnung, zu « einem unverweslichen und unbefleckten und unverwelklichem Erbe, welches in den Himmeln aufbewahrt ist für euch» (Vers 4).

Dieses unverlierbare ist « unverweslich », weil es nicht dieser Zeit, sondern der Ewigkeit angehört; es ist der Macht des Fürsten der Finsternis entrückt, denn Christus ist durch Seine Auferstehung Sieger über Tod und Satan geworden.

«U n b e f l e c k t » alles in dieser Welt ist durch den Fall des Menschen befleckt. Wie gut, dass Gott das Erbteil nicht Menschenhänden anvertraut hat. Wie schnell wäre es von uns wieder befleckt worden. Dass Er es droben verwahrt, verbürgt seine Unantastbarkeit und Unverletzlichkeit. Die Neuschöpfung ist ohne Flecken, der Sünde nicht mehr zugänglich.

« Unverwelklich » - dieses Erbteil, von Christus erworben, von Gott uns geschenkt, wird nie etwas von seiner Schönheit und Frische einbüßen. Der «Baum des Lebens» trägt Früchte in Ewigkeit und seine Blätter welken nicht; so wird auch unser gesegnetes Erbe gleicher Wesensart sein, wie die des Herrn selbst.

«... die ihr durch Gottes Macht durch Glauben bewahrt werdet zur Errettung, die bereit ist, in der letzten Zeit geoffenbart zu werden. » (Vers 5).

Auf dem Wege zu diesem Ziel, dem Erbe droben im Lichte, bedürfen wir der Bewahrung. Satan, der Feind der Seelen, setzt alles in Bewegung, um uns zu schaden und, so er es vermochte, zu verhindern, dass wir das Ziel erreichen. Wie groß sein Widerstand ist, lässt sich daraus erkennen, dass es der göttlichen Macht bedarf, um uns zu bewahren. Aber vergessen wir nicht, es ist eine Macht, die nur durch den Glauben in Tätigkeit gesetzt werden kann. Der Unglaube hat keine Verheißung; er empfängt nichts; er ist ein Spielball der Listen und Tücken Satans. Das, was dem Glauben vor Augen ist, ist die Errettung oder Seligkeit, «die bereit ist, in der letzten Zeit geoffenbart zu werden». Es handelt sich nicht um die gegenwärtige Errettung, die die Vergebung der Sünden einschließt, sondern um die Errettung aus dem Wirrwarr und den Umständen dieser Zeit. Dies wird für uns statthaben, wenn der Herr Jesus wiederkommt zur Entrückung; für Israel bei der Aufrichtung des messianischen Königreiches. Der Ausdruck «in der letzten Zeit» will wohl den letzten Abschnitt der Gnadenzeit bezeichnen; er ist identisch mit dem Worte des Apostels Johannes «die letzte Stunde» und die des Paulus «in den letzten Tagen». Gemeinsam deuten sie darauf hin, «zu Wachen» und «bereit zu sein».

 

«Worin ihr frohlocket, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es nötig ist, betrübt seid durch mancherlei Prüfungen; damit die Bewährung eures Glaubens, viel köstlicher als die des Goldes, das vergeht, aber durch Feuer erprobt wird, erfunden werde zu Lob und Herrlichkeit und lehre in der Offenbarung von Jesus Christus» (Verse 6—7).

Die «mancherlei Prüfungen» oder Versuchungen, durch die der Gläubige hienieden zu gehen hat, mochten angetan sein, Herz und Gemüt traurig zu machen. O nein! Nichts ist zwar dem Gott dieser Welt, Satan, so lieb, wie die «Regenwetter-Christen», die da klagen, seufzen und tränen wie eine Dachtraufe. Gott will fröhliche Christen haben. Sie haben auch wirklich Ursache es zu sein; noch mehr, sie sollen «frohlocken», das ist noch mehr als fröhlich sein, das ist jubilierende Fröhlichkeit. Dauern doch Mühsal und Not nur «eine kleine Zeit», und nur «wenn es nötig ist». Der Herr legt uns nicht mehr auf, und nicht öfter als es notwendig ist, und Er selbst ist es, der da tragen hilft. Ein bewährter Gottesmann hat in Bezug auf die schweren Wege, die der Geprüfte und Geübte zu gehen hat, gesagt: «Wenn der Herr es hätte anders machen können, würde Er es bestimmt anders gemacht haben!» Darum lasst uns das Feuer der Erprobung nicht schrecken! Wie sollte unser Glaube sich bewähren können, wenn er nicht geübt würde? Der Herr lässt es zu, dass wir durch den Schmelztiegel gehen, damit wir umgestaltet werden in das Bild Seiner Gleichförmigkeit. Bei der Offenbarung des Herrn, das heißt bei Seinem Erscheinen, wird die Prüfung sich wenden in Lob, Preis und Herrlichkeit Seines kostbaren Namens.

Die Heil'gen droben und uns, die noch hier,

Füllt eins nur—Dein Lob, o glücksel'ger Gott;

Zu Dir gebracht, erlöst durch Jesu Blut,

Bist Du der Lobgesang—Du, unser Gott!

Du, Gott und Vater, Du bist unser Lied

An jenem Tage wolkenloser Pracht,

Wo Deine Liebe alles überstrahlt,

Das Weltall füllt—o Dir sei Preis gebracht!

«Indem ihr das Ende eures Glaubens, die Errettung der Seelen, davontraget; Über welche Errettung Propheten nachsuchten und nachforschten, die von der Gnade gegen euch geweissagt haben» (Verse 9—10).

Noch sind wir nicht am Ziele; noch wandeln wir durch Glauben, aber der Pfad endet in der Herrlichkeit. Das ist der Triumph des Glaubens. Wie schwer der Kampf auch oft sein mag, der Glauben bleibt Sieger und Christus selbst wird den Siegespreis austeilen: die «Rettung der Seele». Überwunden durch des Lammes Blut schaut und schmeckt sie nun die Herrlichkeit des Herrn in ewiger Wonne und unaufhörlichem Glück. Schon die Propheten des Alten Bundes ahnten zukünftige Herrlichkeiten und weissagten von der Gnade, die solche austeilen würde:

«sie forschten, auf welche oder welcherlei Zeit der Geist des Christus, der in ihnen war, hindeutete, als Er von den Leiden, die auf Christus kommen sollten, und von den Herrlichkeiten darnach zuvor zeugten» (Vers 11).

Welch köstlicher Trost für uns alle, dass nach den zeitlichen Leiden die Herrlichkeit folgt, und unser ewiges Teil sein wird! Es ist zwar unter den Christen ein geflügeltes Wort: «Durch Leiden zur Herrlichkeit», aber wie wenige sind bereit, sich mit den Leiden des Herrn eins zu machen. Manche denken, wenn sie krank, oder sonst von einem schweren Übel geplagt sind, dass ihnen das dann ein Anrecht auf die Herrlichkeit geben würde. Davon weiß aber unsere Stelle und das ganze Wort Gottes nichts. Es sind die Leiden gemeint, die wir um Jesu Namen willen in einer gottfeindlichen Welt zu erdulden haben; es sind die Leiden, welche diese von Gott abgefallene Welt, der ungläubige Zeitgeist hervorruft und die wir so empfinden sollten, wie sie der Herr Jesus auf Seiner Erden-Pilgerschaft empfunden hat. Christus litt; Er litt auf dem Wege unter der Ungerechtigkeit der Menschen, dann litt Er am Kreuze, Leiden, an denen wir kein Teil haben können, denn dort litt Er wegen unseren Missetaten im Gericht. Er starb für unsere Sünden, wurde auferweckt und sitzt heute zur Rechten der Majestät Gottes. Aber in Herrlichkeit wird Er wiederkommen und uns, nachdem wir hienieden eine kleine Zeit gelitten, in das Vaterhaus einführen. Mit Christus leiden und mit Christus verherrlicht werden ist der Grundsatz, den Petrus uns nahe bringen will. Er bezieht sich auf alle Haushaltungen, auf alle Zeitabschnitte, in welchen sich Gott mit den Menschen beschäftigte und beschäftigen wird. So bezeugte sich Gott an den Propheten:

«Welchen es geoffenbart wurde, dass sie nicht sich selbst, sondern euch dienten durch das, was euch jetzt verkündigt worden ist durch die, welche euch das Evangelium gepredigt haben in der Kraft des vom Himmel gesandten Heiligen Geistes, wohinein Engel zu schauen begehren.» (Vers 12).

Wie hochbegnadigt sind doch Kinder Gottes! Die Propheten des Alten Testamentes wussten viel von dem kommenden Messias, von Seinen Leiden und von Seinen Segnungen und Herrlichkeiten, aber sie wussten nicht, wann dieses statthaben und der Erlöser auf Erden erscheinen würde. Die Engel Gottes, die Cherubim und Seraphim, mögen den Thron Gottes umgeben und rufen: «Heilig, heilig, heilig ist Jehova der Heerscharen», aber das Geheimnis Seiner Ratschlüsse und das Geheimnis Seines Evangeliums kennen sie nicht. Der Geist Gottes, der an Pfingsten auf die kleine Schar der Jünger herabkam, Er allein kann «in alle Wahrheit leiten». Nicht, dass der Heilige Geist die Herrlichkeit gibt, aber Er kündigt sie an.

Möchte gern auf ewig droben leben

Mit der auserwählten sel'gen Schar,

Ewig meines Heilands Ruhm erheben

Und mich Seiner freuen immerdar.

Nicht zur Stadt mit ihren gold'nen Gassen

Geht des Herzens tiefste Sehnsucht hin;

Ewig möchte Ihn ich nur umfassen,

Dessen teures Eigentum ich bin.

O mein Jesus! Stille bald das Sehnen

Deiner Heil'gen noch im Pilgerkleid;

Trockne bald des Heimwehs heiße Tränen,

Hol' sie heim in Deine Herrlichkeit.

«Deshalb umgürtet die Lenden eurer Gesinnung, seid nüchtern und hoffet völlig auf die Gnade, die euch gebracht wird bei der Offenbarung von Jesus Christus.» (Vers 13)

Es liegt auf der Hand, dass eine so große Herrlichkeit, die an uns geoffenbart werden soll, uns verpflichtet. Einen Gürtel gebrauchen wir für den Wandel und für den Kampf. Die wallenden Kleider des Morgenlandes waren hinderlich für beides, darum mussten sie mit einem Gürtel geschürzt werden. Nur so war man fähig zu marschieren und zu kämpfen. Nun, wozu brauchen wir den Gürtel? «Die Lenden unserer Gesinnung» zu umgürten, sagt Gottes Wort. Was will das sagen? Die Kraft unserer Gesinnung wird sich auswirken, wenn wir dieselbe Gesinnung haben, wie sie auch in Christus Jesus war. Seine Gesinnung aber war Demut, Heiligkeit und Gehorsam. Das offenbarte sich bei Ihm in allem Wandel. Sollte es bei uns anders sein? Gewiss nicht! Umgürtet sein heißt konzentriert sein. Der Liederdichter Albert Knapp singt:

Eines wünsch' ich mir vor allem andern,

Eine Speise früh und spät;

Selig lässt im Tränental sich wandern,

Wenn dies eine mit uns geht:

Unverrückt auf Einen Mann zu schauen,

Der mit blut'gem Schweiß und Todesgrauen

Auf Sein Antlitz niedersank

Und den Kelch des Vaters trank.

«Nüchternheit» ist eine Tugend, die in der gegenwärtigen unnüchternen Zeit besonders wertvoll ist. Betrachten wir den Herrn: War irgend etwas Unnüchternes in Seinem Wesen, in Seinen Worten, in Seinen Werken? Nicht wahr, absolut nicht! Nun, dann wollen wir uns bemühen, nüchtern zu sein und uns nicht auf irgendwelche religiöse Schwärmereien einlassen, die nur auf die Gefühle wirken, aber nie auf das Gewissen.

«Völlig auf die Gnade hoffen, die uns gebracht wird bei der Offenbarung von Jesus Christus» will uns ohne Frage sagen: Überschwänglich groß wird die Gnade erscheinen, wenn Christus geoffenbart wird. Petrus spricht allgemein vom Kommen des Herrn und erwähnt weder die Entrückung noch Sein Kommen in Herrlichkeit. Er legt lediglich Wert darauf, festzustellen, wie völlig und überschwänglich groß die Gnade an Seinem Tage sein wird.

«Als Kinder des Gehorsams bildet euch nicht nach den vorigen Lüsten in eurer Unwissenheit, sondern wie Der, welcher euch berufen hat, heilig ist, seid auch ihr heilig in allem Wandel; denn es steht geschrieben: «Seid heilig, denn Ich bin heilig!»» (Verse 14 - 16).

Gehorsam und Heiligkeit sind nicht voneinander zu trennen. Christus kam auf diese Erde und sagte: «Siehe, Ich komme, um Deinen Willen, o Gott, zu tun.» Dies ist nun heute die Aufgabe der Heiligen. Israel vermass sich zu sagen: «Alles, was Du gesagt hast, wollen wir tun». Armes Volk! Der Gläubige hingegen darf in der Kraft des Geistes Gottes sagen wie Paulus auf dem Wege nach Damaskus: «Was soll ich tun, Herr?» Das war Gehorsam ohne Vorbehalt. Ein solcher führt ohne weiteres zur Heiligkeit. Wir wachsen in der Heiligkeit in dem Maße wie wir gehorchen und bereit sind, den Geboten des Herrn zu entsprechen und keinen eigenen Willen zu haben. Das hat Bezug nicht nur auf den Wandel, sondern auch auf die Lehre. Dem geliebten Gajus schreibt Johannes: «Ich habe keine größere Freude als dieses, dass ich höre, dass meine Kinder in der Wahrheit wandeln». Gott ermahnte das Volk Israel, nachdem Er es daran erinnert hatte, dass Er es mit mächtiger Hand aus Ägypten herausführte: «Seid heilig, denn Ich bin heilig!» Sollten wir nicht alle, die wir einst «Kinder des Ungehorsams» waren und nun «Kinder des Gehorsams» geworden sind, allen Fleiß anwenden in «allem Wandel» heilig zu sein!

Drum gehört Dir unser Leben,

Unser Lob nur Dir allein;

Selig ist's, sich Dir ergeben,

Deinem Dienste sich zu weih'n,

Und gehorsam Deinem Wort—

Dir zu folgen, teurer Hort!

«Und wenn ihr Den als Vater anrufet, der ohne Ansehen der Person richtet nach eines jeden Werk, so wandelt die Zeit eurer Fremdlingschaft in Furcht» (Vers 17).

Was mag das für einen Juden, auch wenn er bekehrt wurde, gewesen sein, dass er den dreimal heiligen Gott, von dem er nichts anderes kannte, als vor Ihm zu zittern, nun mit Freimut und ohne Furcht als V a t e r anrufen durfte! Welch herrliches Vorrecht ist doch die Gotteskindschaft! Wie zart und innig das Verhältnis mit dem himmlischen Vater! Und Gott nahm uns an, ohne Unterschied, so wie wir waren. Sollten wir nun bei den Mitmenschen Unterschiede machen und Personenkultus treiben ? Das wäre ein Gräuel vor Gott. Die Heilige Schrift sagt so ernst in unserem Verse: «der ohne Ansehen der Person richtet nach eines jeden Werk». Der Nachsatz ist wichtig. Man hört oft sagen: Wenn eine Seele verloren geht, geht sie nicht um ihrer Sünden willen verloren, sondern weil sie nicht geglaubt hat. Dieser Satz ist unbedingt falsch. Gott urteilt und richtet nach den W e r k e n . Selbstverständlich können wir nur durch den Glauben an das Erlösungswerk von Jesus Christus gerettet werden, niemals durch Werke. Gott aber wird den richten, der nicht geglaubt hat, n a c h s e i n e n W e r k e n. In dem Bewusstsein unserer Schwachheit werden wir gewiss mit Furcht und Zittern wandeln. Nicht mit sklavischer Furcht, als ob Gott uns wie ein Tyrann begegnen würde, nein, aber in ernsten Zittern und Beben, ich könnte durch Sünde die Gemeinschaft mit dem Herrn unterbrechen, meine Seele beflecken, und den Heiligen Geist betrüben.

«Da ihr wisset, dass ihr nicht mit vergänglichen Dingen, mit Silber oder Gold erlöst worden seid von eurem eitlen Wandel nach väterlicher Weise, sondern mit dem kostbaren Blute des Christus, eines Lammes ohne Fehl und ohne Flecken» (Verse 18 -19).

Selige Gewissheit! Nicht vergängliche Dinge, nicht Silber oder Gold, wie wertvoll diese auch in den Augen der Menschen sein mögen, sind die Grundlage unseres Heils, sondern allein «das kostbare Blut eines Lammes ohne Fehl und ohne Flecken». Wie unendlich groß ist der Preis, den Christus für unsere Errettung bezahlt hat! Es war ein eitler, wertloser und fruchtloser Wandel, den wir im Fleische gegangen sind, aber das Werk unseres Heilandes hat uns frei gemacht, frei gemacht, um nun den Lauf in Heiligkeit zu vollenden, nicht mehr uns selbst zu gefallen, sondern Dem, der uns um einen unendlich kostbaren Preis erkauft hat.

Wir beugen uns vor Dir und loben

Dich voller Freude, voller Glück,

Durch Ihn, den Du so hoch erhoben,

Auf dem mit Wonne ruht Dein Blick;

In Dessen Blute nun gereinigt

Der Deinen Menge ohne Zahl,

Die Du auf ewig Ihm vereinigt

Zu Deinem Preise allzumal.

«Welcher zuvorerkannt ist vor Grundlegung der Welt, aber geoffenbart worden am Ende der Zeiten um euretwillen, die ihr durch Ihn glaubet an Gott, der Ihn aus den Toten auferweckt hat und Ihm Herrlichkeit gegeben hat, so dass euer Glaube und eure Hoffnung auf Gott ist» (Verse 20—21).

Können ein Glaube und eine Hoffnung, die auf Gott gegründet sind, je zu Schanden werden? Niemals! denn die Grundlage unseres Glaubens ist Christus, das vor Grundlegung der Welt von Gott zuvorerkannte Gottes-Lamm. Jetzt aber, am Ende der Zeiten—sie beginnen mit der Herniederkunft des Herrn auf diese Erde—ist das Lamm Gottes erschienen. Als Johannes der Täufer Ihn wandeln sah, rief er in Entzückung aus: «Siehe, das Lamm Gottes, welches die Sünde der Welt wegnimmt!» Und dieses Lamm ist «als Sohn Gottes in Kraft erwiesen... durch Totenauferstehung» (Römer 1, 4). Bis in den Tod ist Er hinabgestiegen, denn die Sünde brachte uns in den Tod und damit auch Ihn, Ihn, der ohne Sünde war. Aber Gott hat Ihn auferweckt und Ihn damit geehrt, dass Er, der Verworfene hienieden, droben mit Herrlichkeit gekrönt ist. So ist Er unser Gott-Heiland geworden. Jeder, der an Ihn glaubt, empfängt ewiges Leben und hat Teil an derselben Herrlichkeit, die Gott Seinem Sohn gegeben hat. Um euretwillen, das zeigt uns die ganze Erlöserliebe Gottes, die nicht will, dass der Mensch verloren gehe, sondern errettet werde.

Preis Dir, o großer Erretter, Du hast es vollendet

Wer sich im Glauben zu Dir

Und dem Gnadenstuhl wendet,

Der wird versöhnt,

Der wird mit Gnaden gekrönt;

Ruh' wird ins Herz ihm gesendet!

«Da ihr eure Seelen gereinigt habt durch den Gehorsam der Wahrheit zu ungeheuchelter Bruderliebe, so liebet einander mit Inbrunst aus reinem Herzen, die ihr nicht wiedergeboren seid aus verweslichem Samen, sondern aus unverweslichem, durch das lebendige und bleibende Wort Gottes» (Verse 22—23).

An die Epheser schreibt der Apostel Paulus: «Christus hat die Versammlung geliebt, und sich selbst für sie hingegeben, damit Er sie heiligte, sie reinigend durch die Waschung mit Wasser durch das Wort» (Eph. 5, 25. 26). Der Gehorsam gegen die Wahrheit hat zwei Wirkungen: Er reinigt unsere Herzen, denn wir gehören nicht mehr dem ersten Adam an, sondern dem zweiten. In Diesem, in Christus Jesus, sind wir ohne Sünden, und unsere Seelen sind gereinigt von aller Befleckung des Fleisches. Der Gehorsam gegen die Wahrheit verbindet uns aber auch mit allen denen, die des gleichen Glaubens an Christus Jesus sind. Bruderliebe ist das Wesen des Neuen Lebens, das uns in Ihm geworden ist. Wie könnte es anders sein? Wenn ich Gott liebe, der mir ewiges Leben geschenkt hat, ein Leben, das sich in L i e b e offenbart, wie könnte ich dann den nicht lieben, der der Gegenstand der Liebe und Fürsorge Gottes ist?

Was ist «ungeheuchelte Bruderliebe»? Was geheuchelt ist, das ist nicht echt. Wir sollten echte Bruderliebe betätigen. Wenn ich bedenke, mit welcher Liebe ich von Gott geliebt bin, kann ich dann noch der Liebe mangeln gegen den, der mit der gleichen Liebe geliebt ist? Unmöglich! Alle Erlösten sind unsere Brüder, und wir sind berufen, sie «mit Inbrunst» zu lieben, denn damit ehre ich den Herrn. Wie schön, wenn die Welt von uns sagen kann: «Siehe, wie lieb haben sie sich!»

Wir sind nicht wiedergeboren aus verweslichem Samen. Leibliche Brüder, die aus verweslichem (menschlichem) Samen gezeugt sind, kennen sich zanken und streiten; Kinder Gottes sind aus unverweslichem (göttlichem) Samen gezeugt, durch das lebendige Wort. In Johannes 17 betet der Herr: «Heilige sie durch die Wahrheit: Dein Wort ist Wahrheit.» Alles was der Mensch hervorbringt, trägt den Stempel der Verweslichkeit und vergeht; alles aber was von Gott ist, ist Unverweslich und ewig. Wer mit Seinem Wort wirklich in Verbindung kommt, empfängt das Leben. Das Leben aber ist keine vorübergehende Sache; es ist wie das Wort Gottes selbst, bleibend .

«Denn alles Fleisch ist wie Gras, und alle seine Herrlichkeit wie des Grases Blume. Das Gras ist verdorrt, und seine Blume ist abgefallen; aber das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit. Dies aber ist das Wort Gottes, welches euch verkündigt worden ist.» (Verse 24 - 25).

 

Welch demütigendes Bild, das Gottes Wort von dem natürlichen Menschen entwirft! Ja, es zeigt uns das, was wir in uns selbst sind. Völlig wertlos, dem Feuer verfallen! Der Mensch mag sich noch so sehr seiner «Kultur» und seines «Fortschrittes» rühmen, der Hauch Gottes weht ihn an, und aller irdische Glanz und alle menschliche Herrlichkeit welkt an einem Tage dahin wie des Grases Blume. Aber mitten in dieser Welt des Stolzes und der Feindschaft wider Gott, inmitten einer Welt von Sünde und Vergänglichkeit, ertönt der Gnadenruf Gottes, den Menschen zu erretten und den Gebundenen hinauszuführen in die Freiheit. Inmitten des Totenackers dieser armen Erde ertönt das Wort vom Leben; inmitten aller Vergänglichkeit kündet der Herr das Wort der Unvergänglichkeit und Unverweslichkeit, das, was ewig bleibt. Damit schließt Petrus den ersten Abschnitt seines überaus interessanten und lehrreichen Briefes: « Dies aber ist das Wort, welches euch verkündigt worden ist».

Nun so trage

Deine Plage

Fein getrost und mit Geduld!

Wer das Leiden

Will vermeiden,

Häufet seine Sündenschuld.

Amen, Amen!

In dem Namen

Meines Jesus halt' ich still.

Es geschehe

Und ergehe,

Wie und wann und was Er will.


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