KAPITEL 3

«Diesen zweiten Brief, Geliebte, schreibe ich euch bereits, in welchen beiden ich durch Erinnerung eure lautere Gesinnung wach halten » (Vers 1).

Getreu dem Auftrag, den Petrus vom Herrn empfangen hatte, Seine Lämmlein zu weiden, schrieb der Hirte und Apostel an die gläubig gewordenen Juden in der Zerstreuung die vor uns liegenden Briefe. Wie wir die Apostelschaft und das Hirtenamt eines Paulus und eines Johannes werten und genießen, so dürfen wir uns auch der beiden Briefe des Petrus erfreuen. Wir konnten uns im Verlauf der bisherigen Betrachtungen überzeugen, mit welch sorg­fältiger, umfassender Erkenntnis Petrus, geleitet durch den Heiligen Geist, sich seiner Aufgabe entledigt, ohne Zweifel auch gegründet auf die gemachten Erfahrun­gen und Seelenübungen, die er, um sich selbst vorerst kennen zu lernen, durchzukosten hatte. Ein in Leiden geübter Knecht wird immer besser in die Gedanken Gottes einzudringen vermögen, als dies vielleicht sonst der Fall wäre. In herzlicher Zuneigung schreibt der Apostel und Hirte an die «Geliebten», Geliebte sowohl des Herrn als auch des Apostels, «um durch Erinnerung ihre lautere Gesinnung aufzuwecken» (Vers 1). Seine Briefe sind eine «Erinnerung». Er bringt keine neuen Wahr­heiten, dennoch, mit Liebe und Eifer schwingt der Draufgänger das Schwert des Geistes. Da er an Ju­den schreibt, steht sein Gegenstand in Verbindung mit der Erde. Er redet von dem aus dem Alten Testa­ment wohlbekannten «Tag des Herrn», die Zeit, in der auf der durch die Gerichte gereinigten Erde ein Reich der Gerechtigkeit aufgerichtet sein wird. Dem «Tage des Herrn» folgt ein anderer Tag, «der Tag Gottes», um «deswillen die Himmel und die Erde im Brande aufgelöst werden», um einem neuen Himmel und einer neuen Erde Platz zu machen.

Zum Erfassen der göttlichen Gedanken ist eine «lautere Gesinnung» unerlässlich. Nur sie kann uns aufwecken und wach halten. Eine feste Stadt mag der Klugheit eines Wächters anvertraut sein, aber was nutzt dies, wenn er schläft? Ach, in unseren Tagen des Niedergangs wird die lautere Gesinnung nur zu oft getrübt. Wir sollten heilige Menschen sein. So haben auch heilige Propheten geredet, und ihre Pro­phezei­ungen sind keine Kopf- oder Verstandessache. Sie sind Herzenssache.

« ... damit ihr gedenket der von den heiligen Propheten zuvor gesprochenen Worte und Gebote des Herrn und Heilendes durch eure Apostel» (Vers 2).

Der Felsenmann Petrus steht auf dem unerschütterlichen Grunde des göttlich inspirierten Wortes. Die Heilige Schrift muss Grundlage aller Wahrheit bleiben, sei es in Bezug auf unser Heil, sei es in Bezug auf zukünftige Dinge. Es ist auffallend, welchen Wert Petrus auf die Worte und Gebote des Herrn und Heilendes legt, Worte, Gebote, die zu halten für den Gläubigen Selbstverständlichkeit ist, zumal es sich nicht mehr um das Gesetz vom Sinai handelt, das uns sagt: Du musst! sondern um die Gnade Zions, die uns befähigt, das dem Herrn Wohlgefällige zu tun. Und was ist der Inhalt dieser gottgegebenen, durch «heilige Propheten» übermittelten «Heiligen Schrif­ten»? Es sind überaus ernste Warnungen vor den großen Gefahren, welche die «letzten Tage und Zeiten» kennzeichnen werden. Das erinnert uns an den Apostel Paulus, der die Ältesten nach Milet kommen ließ, um ihnen zu sagen, dass nach seinem Abscheiden «verderbliche Wölfe erscheinen werden, die der Herde nicht schonen würden» (vergl. Apostelg. 20,17-32). Auch Paulus anbefiehlt die Herde nicht menschlichen Stützen, sondern «Gott und dem Worte Seiner Gnade». Tatsächlich haben die «verderblichen Wölfe» ungeheuren Schaden in der Christenheit angerichtet und die Herde, die am Pfingsttage noch in so lieb­licher Einheit und Anmut versammelt war, zerrissen und zerstreut.

Eine uns zusammen, Halt' uns nah bei Dir,

Und in Jesu Namen Uns bewahre hier.

Unser Herz erweite Deine Lieb' und Gnad';

Deine Furcht uns leite Auf dem schmalen Pfad.

«Indem ihr zuerst dieses wisset, dass in den letzten Tagen Spötter mit Spötterei kommen werden, die nach ihren eigenen Lüsten wandeln und sagen: Wo ist die Verheißung Seiner Ankunft? denn seitdem die Väter entschlafen sind, bleibt alles so von Anfang der Schöpfung an» (Verse 3-4).

Spötterei und Fleischeslust nennt der Heilige Geist in einer Linie. Das lässt uns aufhorchen ! Ein ange­sehener und gebildeter Herr sagte zu einem bibelgläubigen Manne: «Mit der Bibel kann man wirklich nicht viel anfangen, sie bietet nichts, womit sich der Geist beschäftigen könntet» «O ja», antwortete der Ange­sprochene, «denken Sie einmal über das Wort nach: «Du sollst nicht ehebrechen» Bleichen Angesichts verabschiedete sich der Herr, ein Lichtstrahl des unbestechlichen göttlichen Wortes war in sein Herz und Gewissen gedrungen. Ist es nicht viel­fach so, dass man umso eifriger Gottes Wort bespöttelt, je mehr das Gewissen mit Unkeuschheit und Hurerei belastet ist? Der besondere Gegenstand des Spottes unreiner ruchloser Menschen ist die Wiederkunft Jesu. Diese Spötter waren mit dem Inhalt des Alten Testaments wohlver­traut. Sie wussten, dass Gott eine Verheißung gegeben hatte, aber sie verstanden die Langmut Gottes nicht und darum fragten sie spöttisch: «Wo ist die Verheißung Seiner Ankunft?» Mit anderen Worten: «Er kommt nicht !» Das ist immer die große List Satans gewesen, die Worte Gottes in Zweifel zu ziehen. Jeder, der an der Unverbrüchlichkeit des gött­lichen Wortes fest­hält, wird zweifellos die Zielscheibe des Spottes dieser Welt. Sie sagt: Ach, ihr armen Leute, ihr behauptet reich zu sein und seid die elen­desten aller Menschen. Ihr flieht alle Vergnügungen der Welt und so habt ihr auch gar nichts vom Leben. Rücksichtslos und anmaßend reden sie so als ob diese Erde ewiglich bestünde und alles immer so bleiben würde. «Die Bibel ist ein veral­tetes Buch, ihr Inhalt gut für alte Frauen, aber nicht für moderne Menschen. Sie enthält lächer­liche Märchen, die kein vernünftiger Mensch akzeptieren kann; alter Kram, gut genug zum Wegwerfen. Jesus Christus soll wiederkommen? Der, der überhaupt nie gelebt hat! Und wenn Er wieder­kommt, wo ist Er heute? Bleibt mir mit euren Kinde­reien vom Halse!» So und ähnlich erklingt es aus dem Munde überheblicher Verächter und Sündenknechte, die um ihres schlechten Gewissens willen das Zukünf­tige nicht wahr haben wollen. Hoch und niedrig, ge­bildet und ungebildet, reich und arm, jung und alt, Mann und Frau, sie alle folgen gerne und willig den Einflüsterungen des Fürsten der Finsternis. Vom Spott zur Lüge ist nur ein kleiner Schritt. Sie sagen, dass seitdem die Väter entschlafen seien, bleibe alles so von Anfang der Schöpfung an. Stimmt das? Nein! Denken wir an die Sintflut! Ist sie gewesen oder nicht? Gottes Wort sagt es und die Wissenschaftler, gläubig und ungläubig, bestätigen es. Auch ist die Schöpfung nach der Flut nicht die gleiche geblieben wie vorher. Gott anvertraut Sein Wort nur heiligen Menschen. Wie könnte Er das Heilige Unheiligen anvertrauen? In dem Maße aber, wie wir uns mit Seinem Worte vertraut machen, wird es seinen heiligenden Einfluss auf unseren Wandel ausüben. Darum geht Hand in Hand mit dem Erkennen der prophetischen Dinge das Halten der Gebote. Sie werden «Gebote unseres Herrn und Heilendes » genannt. Als Herr hat Christus ein Recht, uns das Halten Seiner Gebote zu gebieten , und als Heiland gibt Er uns die dazu nötige Kraft, die wir nicht in uns selbst finden können.

Und was ist nun die Antwort Gottes auf all diese Einwendungen und all den Spott der Men­schen? Wir lesen:

«Denn nach ihrem eigenen Willen ist ihnen dies verborgen, dass von Alters her Himmel waren und eine Erde, entstehend aus Wasser und im Wasser durch das Wort Gottes, durch welche die damalige Welt, vom Wasser überschwemmt, unterging» (Verse 5-6).

«Nach ihrem eigenen Willen - das Grundübel menschlichen Verderbens. Der Eigenwille; wer diesem huldigt ist blind und weiß nichts um die Ratschlüsse Gottes. Mit dem Blinden aber redet Gott nicht über die Hoffnung der Kirche - was wurde er davon ver­stehen? - aber Er ver­kündigt ihm das - Gericht. Dem Gottlosen wartet die Vergeltung :

«Die jetzigen Himmel aber und die Erde sind durch Sein Wort aufbewahrt, für das Feuer behalten auf den Tag des Gerichts und des Verderbens der gottlosen Men­schen» (Vers 7).

Das ist das furchtbare Ende dieses Zeitlaufs, das Ende aller menschlichen Kultur, das Finale frivoler, gotteslästerlicher Überhebung! Den Sadduzäern musste der Herr das ernste Wort vor Augen halten, dass sie irrten, weil sie «die Schriften nicht kannten, noch die Kraft Gottes» (Markus 12,24). Ihr eigener Wille hatte sie verblendet und dazu geführt, das Wort des Herrn zu ignorieren und diesem nicht zu glauben. An die Hebräer schreibt Paulus: «Der Glaube aber ist eine feste Überzeugung von Erhofftem, ein Überzeugtsein von nicht sichtbaren Tatsachen. Denn in diesem haben die Alten Zeugnis erworben» (Hebr. 11,1). Durch Unglauben waren die Juden unwissend über die einfachsten Wahrheiten, unwissend über Gottes Tun in der Vergan­genheit, unwissend über Sein Vorhaben in der Zukunft. Ja, wenn man aber nicht glauben will an das was Gott getan hat, wie wird man dem glauben, was Er tut und noch tun wird? An die gläubigen Thessalonicher schreibt der Apostel Paulus: „Euch, den Bedrängten, Erquickung (Ruhe) mit uns bei der Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel, mit den Engeln Seiner Macht, in flammendem Feuer, wenn Er Vergeltung gibt denen, die Gott nicht kennen, und de­nen, die dem Evangelium unseres Herrn Jesus Christus nicht gehorchen; welche Strafe leiden werden, ewiges Verderben fern vom Angesicht des Herrn und von der Herrlichkeit Seiner Stärke» (2. Thess. 1, 7-10).

Petrus erinnert die Gläubigen daran, dass die Wasser, aus welchen die Schöpfung durch das mäch­tige Wort Gottes hervorgegangen war, nochmals die Erde umhüllten. Nur Noah und seine Familie blieb in der Arche bewahrt. Durch dasselbe Wort werden «die jetzigen Himmel und die Erde für den Tag des Ge­richts und des Verderbens der gottlosen Menschen aufbe­wahrt». Wir sehen, welch eine hohe Stellung das Wort einnimmt. Durch das Wort entstand die Schöpfung; durch das Wort kam die Sintflut und durch Sein Wort werden die zukünftigen Gerichte kommen. Der natürliche Mensch will die Schöpfung aus sich selbst entstanden sehen, oder aus irgend einer Kraft. Nun, irgend einer Urzelle oder irgend einer Kraft gegenüber wä­ren wir mit unserem schlechten Gewissen nicht verantwortlich. Der Mensch wünscht das, weil der Gedanke an eine Vergeltung und ein Gericht ihm peinlich und unangenehm ist. Dennoch, das Wort muss und wird sich erfüllen, der Ratschluss Gottes lässt sich nicht beugen. Das Wort Gottes schuf, das Wort Gottes erhält und trägt alles, und das Wort Gottes wird den Gottlosen mit­samt dem jetzigen Himmel und mitsamt der Erde zerstören . Der Gläubige hält sich an die­ses ewige Wort und wird bestehen; der Gottlose klammert sich an des Sichtbare und vergeht. Diese Schöpfung wird allerdings nicht durch Wasser, sondern - wie wir nachher auch noch sehen werden - durch Feuer zer­stört werden.

«Dies eine sei euch aber nicht verborgen, Geliebte, dass ein Tag bei dem Herrn ist wie tausend Jahre, und tausend Jahre wie e i n Tag» (Vers 8).

«Geliebte !», welch ein schöner Titel, den Gottes Wort den Heiligen gibt. Wir, die wir einst hassenswürdig waren, dem Gericht und der ewigen Ver­dammnis verfallen, sind nun von Gott geliebt, Gegen­stände Seiner Gnade und Fürsorge. «Geliebte» von Grundlegung der Welt an, inmitten aller Schwachheit und auf dem Wege durch eine arge Welt. Geliebt und begnadigt in dem Geliebten und darum nun selber «Geliebte» geworden!

Eine gottferne Welt mag das Christentum ver­spotten, die Hoffnung der Christen lächerlich machen und das Verziehen der Erfüllung der Verheißungen als Fiasko erklären - Gott antwor­tet dieser Torheit mit den ernsten Worten: «Ein Tag bei dem Herrn ist wie tausend Jahre», ein Wort, das nicht nur den Spöttern, sondern auch uns Kindern Gottes gilt. Gott kann Ereignisse, die normalerweise tausend Jahre benötigen, in einem einzigen Tage erfüllen, während Er ande­rerseits das Geschehen eines Tages auf tau­send Jahre verlängern kann. Schon wir nicht, dass der Tag der Gnade nun schon bald zweitausend Jahre anhält?

«Der Herr verzieht nicht die Verheißung, wie es etliche für einen Verzug achten, sondern Er ist langmütig gegen euch, da Er nicht will, dass ein einziger Mensch verloren gehe, sondern dass alle zur Busse kommen» (Vers 9).

Wie gründlich räumt dieses Wort mit der Einwen­dung der sogenannten Prädestinationslehre auf, die glauben machen will, dass Gott solche bestimmt habe, die in den Feuersee geworfen würden. Allerdings, wir alle haben samt und sonders mit unseren Sünden die Halle verdient, aber jeder, der da will, kann durch den Glauben an Jesus Christus und Sein Erlösungswerk auf Golgatha, gerettet werden. Wer kann da noch das Wort nehmen wider Gott? Wie war der Herr Jesus doch immer wieder «innerlich bewegt», wenn Er dem Sünder in seiner Sünde be­gegnete. Er will, dass er Ihn annehmen, an Ihn glauben möchte, um gerettet zu werden, denn

«Der Tag des Herrn wird kommen wie ein Dieb, an welchem die Himmel vergehen werden mit gewaltigem Geräusch, die Elemente aber im Brande werden aufgelöst und die Erde und die Werke auf ihr verbrannt werden» (Vers 10).

Der Tag des Herrn! Wie oft begegnen wir ihm im Worte Gottes. Häufig wird die Frage aufge­worfen: «Wann beginnt der Tag des Herrn und wann endigt er?» Stellen wir uns vorher noch eine andere Frage: «Welches ist der Zweck dieses Tages des Herrn?» Die Antwort hierauf be­antwortet gleichzeitig die Frage des Anfangs und des Endes dieses Tages. Der Tag des Herrn kennzeichnet in erster Linie die Herrschaft des Herrn während der Dauer dieses Tages. Wenn Christus aber Herrscher sein wird, dann muss alles aufhören und vergehen, was Seiner Heilig­keit nicht entspricht. Sein Königreich wird ein Reich des Frie­dens und der Gerechtigkeit sein. Nun ist aber offenbar, dass der Herr Seine Herrschaft nicht antre­ten kann, bevor die Heiligen der Gegenwart, die Ekklesia, Seine Brautgemeinde, mit Ihm droben im Vaterhaus vereinigt sein wird. Petrus erwähnt allerdings die Entrückung nicht. Sie gehört nicht in das Bereich seiner Ausführungen, denn er hat in erster Linie Israel und das messianische Königreich vor Augen. Israel aber steht in Verbindung mit der Erde, mit der diesseitigen Schöpfung. Diese aber ist durch die Sünde verdorben und muss einer Neuschöpfung Platz machen. Wann das geschehen wird, ist uns nicht mit Jahr und Tag angegeben, aber wir wissen, es wird kommen. Der «Tag des Herrn» steht nicht in Verbin­dung mit der Gnade, sondern mit dem Gericht. Er kommt wie ein Dieb. Das ist eine Sache des Schreckens und der Furcht, aber es ist die Einlei­tung des Tages des Herrn. Das Vergehen des Himmels und der Erde im Feuer wird aber mehr als tausend Jahre später sein, denn dazwischen liegt das sogenannte «Tausend­jährige Reich», das Reich des Friedens und der Ge­rechtigkeit. Fassen wir alles zusammen' so finden wir, dass in diesem Kapitel von vier verschiedenen «Tagen» die Rede ist.

Der Tag des Gerichts (Vers 7). Dieser Tag umfasst drei Etappen, die zeitlich nicht zusam­menfallen. 1. Das Gericht, das zur Befreiung des jüdischen Überrestes fährt. 2. Das Gericht über die Nationen (Matth. 25,31). 3. Der große weiße Thron (Offenbg. 20, 11-15).

Der Tag des Herrn (Vers 10). Er beginnt mit der Besitzergreifung der Erde durch den König und Messias Jesus Christus und endet mit der Verbrennung von Himmel und Erde. Zwischen beidem liegt das Tausendjährige Reich.

Der Tag Gottes (Vers 12). Er beginnt mit der Auf­lösung von Himmel und Erde durch das Feuer. Christus wird dann alles in die Hände des Vaters zurückgeben und Gott wird alles in allem sein (l. Kor. 15,24-28). Dieser Tag endet nie.

Der Tag der Ewigkeit (Vers 18). Er ist das Gegen­teil vom gegenwärtigen Tag, der vergeht. Es wird keine Frist (Luther: Zeit) mehr sein (Offenbg. 10, 7).

Der 10. Vers ist der einzige im Neuen Testament, der uns die Zerstörung Himmels und der Erde durch Feuer mitteilt. Wohl lesen wir in Offenbarung 20, 11, dass die Erde und der Himmel «entfloh» und in Kapitel 21,1: «sie waren vergangen». Wie die Gläubi­gen aus dem «Tausendjährigen Reich» auf die neue Erde kommen werden, sagt uns Gottes Wort nicht; es genügt uns aber zu wissen, dass sie dort sein werden. Die «Elemente, die aufgelöst werden», sind die Stoffe, aus denen das Weltall besteht. Die «dama­lige Welt» ging unter, d.h. sie wurde durch Wasser zerstört; die Elemente aber blieben. Die jetzige Welt und ihre Elemente, samt allen bösen Werken der Gottlosen werden durch Feuer aufgelöst werden und nichts wird übrig bleiben. Gott schuf den Himmel und die Erde aus nichts und durch Sein Wort wird Er sie zum Nichts zurückführen. Die Menschen aber werden im Feuersee, der mit Schwefel brennt, ihrer Gottlosig­keiten gedenken müssen.

«Wenn nun dieses alles aufgelöst wird, was für Leute solltet ihr da sein in heiligem Wandel und Gottseligkeit, indem ihr erwartet und beschleunigst die Ankunft des Tages Gottes, dessentwegen die Himmel in Feuer geraten, werden aufgelöst und die Elemente im Brande zerschmelzen werden» (Verse 11-12).

Es sind gewaltige Dinge, die uns Petrus vor Augen stellt und sicherlich beeindrucken sie uns tief. Das sollte zur Folge haben, dass wir uns umso mehr eines gottseligen Wandels befleißigen, da wir jeden Tag gewärtigen müssen, dass unser Herr kommt. Wie wird Er uns finden? Sollten wir nicht ein ernstes Zeugnis für die kurze Zeit unseres Erdenwallens sein? Ein treuer, Wandel bewirkt und beeindruckt die Welt mehr als hundert Predigten. Vergegenwärtigen wir uns noch, dass wir Seine Ankunft beschleunigen können. Wie ist das aber möglich? Wenn wir mit Eifer all unseren Wandel der Heiligkeit und der Ge­rechtigkeit jenes Tages anpassen, der keine Schatten mehr kennt. Die Himmel geraten in Feuer und die Elemente zerschmelzen im Brande: Man hat die Frage gestellt, ob es sich dabei um wirkliches Feuer handle, oder ob es bloß symbolisch gemeint sei? Ja, der Unglaube hat sich darüber lustig gemacht, weil die Erde zu vier Fünftel mit Wasser bedeckt ist, wie soll sie dann brennen? Die Erfindung der furchtba­ren Atombombe hat erneut dem göttlichen Worte Recht geben müssen; Wasser verwandelt sich in Feuer und wenn der Herr, der Richter, mit Seinem Finger die Erde berührt, wird sie sich in furchtbare Feuersglut verwandeln, ein Brand, in dem Himmel und Erde ver­gehen werden. Weil das so ist, wollen wir die Ermah­nung an Titus beherzigen und «die Gottlosigkeit und die weltlichen Lüste verleugnen und besonnen und gerecht und gottselig leben in dem jetzigen Zeitlauf, erwartend die glückselige Hoffnung und Erscheinung unseres großen Gottes und Heilendes Jesus Christus» (Titus 2, 12-14).

«Wir erwarten aber nach Seiner Verheißung neue Himmel und eine neue Erde, in welchen Gerechtigkeit wohnt. Deshalb, Geliebte, da ihr dies erwartet, so befleißigt euch, ohne Flecken und tadellos von Ihm erfunden zu werden in Frieden» (Verse 13-14).

Wie hoch und herrlich ist die Erwartung der Heiligen! Ein neuer Himmel und eine neue Erdet Dieser neue Himmel und diese neue Erde gehören nicht mehr zur gegenwärtigen Schöpfung. Kein Fluch und kein Verderben hängt ihnen mehr an. Auch wird die Schlange, die böse Ver­führerin, hier nie mehr Eingang finden können, und wenn sie käme, wurde sie keine Herzen mehr antreffen, die geneigt wären ihren Einflüsterungen Folge zu leisten. Wie herrlich, wie rein und wie vollkommen wird diese neue Schöpfung seine Mittelpunkt all dieser Herrlichkeit wird Christus, der erhöhte Herr, sein. Auf der neuen Erde wird Gerechtigkeit wohnen . Im Tausendjährigen Reich wird die Gerechtigkeit herrschen ; in der Ewig­keit wird sie unver­rückbar und unaufhörlich wohnen. Da gibt es keinen Wechsel und keine Veränderung mehr. Alles wird in einem Zustand der vollen und endgültigen Beständigkeit sein. Wenn nun unsere Hoffnung ein solcher Platz der Gerechtigkeit ist, sollten wir dann nicht auch heute Gerechte sein in allem Wandel? Wohl sind wir Gerechte unserer Stel­lung nach, aber unser praktischer Zustand sollte da­mit in Übereinstimmung sein. Darum die Ermahnung des Apostels: «Befleißigt euch ohne Flecken und tadellos von Ihm erfunden zu werden». Da wir in einer Welt leben, wo die Sünde regiert und das Böse Ober­hand hat, so ist es umso wichtiger, dass wir allen Fleiß anwenden, um ohne Flecken und tadellos vor dem Herrn stehen zu können. Wie Er heilig ist, soll­ten auch wir heilig sein. Jedes Versagen und jedes Zukurzkommen lässt auf dem Kleide der Gerechtig­keit Flecken zurück, jedes Abweichen wird unsere Untadeligkeit beschat­ten.

«Und achtet die Langmut unseres Herrn für Errettung, so wie auch unser geliebter Bruder Paulus ' nach der ihm gegebenen Weisheit euch geschrieben hat, wie auch in allen seinen Briefen, wenn er in denselben von diesen Dingen redet, von denen etliche schwer zu verstehen sind, welche die Unwissenden und Unbefestigten ver­drehen, wie auch die übrigen Schriften, zu ihrem eigenen Verderben» (Verse 15-16).

Paulus schrieb «nach der ihm gegebenen Weisheit» einen Brief an die Israeliten in der Zer­streuung. Darin haben wir wohl einen Beweis, dass der Apostel Paulus den Hebräerbrief geschrieben hat. Also nicht Menschenweisheit, nicht eigener Verstand hat Paulus geleitet, nein, seine Weisheit war ein Gnadengeschenk, von oben her, vom Himmel ihm gegeben. Für die im Judentum groß gewordenen Christen war die himm­lische Stellung der Gläubigen und die völlige Beseiti­gung des jüdischen Kultus schwer zu verstehen. Ihr traditionsgebundenes Verharren im Althergebrachten machte sie in Bezug auf das Evangelium unwissend und in der Wahrheit unbefestigt. Sich vom Worte Gottes nicht belehren und strafen zu lassen bedingt das eigene Verderben. Für alle, die das Evangelium zurückweisen, bietet die Heilige Schrift an keiner einzigen Stelle irgendwelche Grundlage zu einer späte­ren Möglichkeit der Errettung. Das Vaterhaus, die ewige Herrlichkeit bleibt ihnen verschlossen, ihr Ende ist hoffnungsloses Verderben.

Petrus anerkennt, dass Paulus besondere Wahrhei­ten geoffenbart wurden. So ist z. B. gerade ihm das Geheimnis des einen Leibes, die Sammlung der Glieder aus allen Nationen, kund gemacht worden, desgleichen ward ihm die Mitteilung von der Entrückung der Gläubigen und «als im Worte des Herrn» durfte er diese kostbare Wahrheit den Gläubigen weitergeben. Wohl sind es alle Schriften, die immer wieder den Angriffen Satans und seiner Helfershelfer ausge­setzt waren und noch sind, aber gerade die ewigen und himmlischen Dinge reizten mehr als alle anderen zum Widerspruch. Petrus war der Apostel der Beschneidung, Paulus derjenige der Nationen; die Hoffnung der ersteren war die Erde, wohl erneuert und wiedergeboren, die­jenige der letz­teren, ohne irdisches Erbteil, der Himmel und seine Herrlichkeit. Das mochte die Veranlassung sein, dass für Petrus «etliches schwer zu verstehen» war.

 

«Ihr nun, Geliebte, da ihr es vorher wisset, so hütet euch, dass ihr nicht, durch den Irrtum der Ruchlosen mit fortgerissen, aus eurer eigenen Festigkeit fallet. Wachset aber in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus Ihm sei die Herrlichkeit, sowohl jetzt als auch auf den Tag der Ewigkeit. Amen» (Verse 17-18).

Die Gläubigen an die kostbaren Wahrheiten zu er­innern und ihr Festhalten daran aufzufri­schen, hatte Petrus die beiden Briefe an die Erlösten in der Zer­streuung, also an die Juden, ge­schrieben. Er wollte «ihre lautere Gesinnung» wach halten, etwas, das auch wir auf unserer Pilgerfahrt immer wieder bedürfen. Es ist rührend, mit welcher Freude und Zuneigung Petrus dem Befehl des Herrn: «Weide Meine Schafe», nachkommt. Er wusste wohl, welche Listen Sa­tan anwendete, um über die Herde herfallen zu können. Er tat es, jenachdem es seine Taktik erforderte, ein­mal als «brüllender Löwe», ein andermal als die «schleichende Schlange». Seine Spezialwaffe war, mit den mannigfachen Irrtümern der falschen Lehren, die bereits Eingang in den Reihen der Gläubigen gefunden hatten, die Grundfesten des Evangeliums und der göttli­chen Wahrheit zu unterwühlen. «Hütet euch», ruft der Apostel deshalb warnend den Gläu­bigen zu, « dass ihr nicht aus eurer eigenen Festigkeit fallet». Stehen wir im Glauben, der sich auf Gottes Wort gründet, so bildet die Herde Gottes ein Bollwerk, an dem alle Angriffe des Feindes scheitern müssen; er mag die giftigen Pfeile seines Irrwahns zu Tausenden abschießen, sie müssen abprallen an dem Harnisch, der Wahrheit heißt. Doch darf diese Tatsache nie zum Schlummerkissen werden, sonst hat der Feind leichte Hand, sich der Festung zu be­mächtigen. Ach, wie oft ist ihm dies im Laufe der Kirchengeschichte geglückt, wie oft im einzelnen Leben des Gläubigen! Darum das ernste Wort des Hirten an die Schafe: «Hütet euch!» Doch gilt es alle Glaubensenergie anzuwenden, um von den gottfeindlichen, irrigen Strömungen nicht mit­fortgerissen zu werden; auch ist es notwendig, in der Gnade und in der Erkenntnis zu wachsen. Wo göttliches Leben ist, wird und muss sich dieses entfalten. Stillstand ist Rückgang. Wir bedürfen der Gnade, um bewahrt zu bleiben und der Erkenntnis, um den Irrtum des Ver­derbers zu durchschauen und abzuwehren. Der Herr selbst schlug den Versucher aus dem Felde durch das einfache aber machtvolle Wort: «Es steht geschrieben!» Ist alles dies auch bei uns der Fall und reichlich vor­handen, dann brauchen wir um das Wachstum nicht besorgt zu sein. Wir werden Jesus, unserem hochge­lobten Herrn, immer ähnlicher werden, verklärt in dasselbe Bild! Das wird zur Ehre und zum Preise Seines Namens sein ! Ja, lasst uns Ihm Anbe­tung und Herrlichkeit darbringen jetzt und in Ewigkeit!

In der Wüste, wo wir gehen,

Ist ein Fußpfad nur zu sehen:

Seiner Füße Spur im Sand.

Und ich folge, ja ich eile,

Dass ich bald die Sitze teile,

Wo Er siegreich Seine Krone fand.

* * *


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