Gottes Werk FÜR uns (11. Brief)

Lieber ...,

die Gnade des Herrn Jesu sei mit dir! Du wirst schon geraume Zeit auf die Beantwortung deiner beiden Fragen gewartet haben. Sie heißen: "Gibt es für den gläubigen Christen kein Wachstum und keinen Fortschritt mehr?" Ich sagte dir schon in meinem vorigen Brief: O doch, in der Tat! In diesem Brief aber wollte ich dir ausführen, worin das Wesen des wahren christlichen Wachstums besteht, und wo das Geheimnis unseres Sieges und Forschritts liegt.

Zu diesem Zweck muss ich dich zunächst daran erinnern, dass es ein Werk Gottes für uns und ein Werk Gottes in uns gibt. Das Werk Gottes für uns wurde be gonnen und vollendet, ehe wir geboren waren. Schau aufs Kreuz! Dort hat Gott Seinen eingeborenen, geliebten Sohn als unseren Mittler und Erlöser gestraft und im Gericht für uns den Tod erleiden lassen. Und Er, unser hochgelobter Herr und Heiland, rief dort sterbend aus: "Es ist vollbracht!"

Das Werk am Kreuz hat alles gutgemacht. In dem Opfertod Christi hat Gott in allen Anforderungen Seiner Heiligkeit und Gerechtigkeit für unsere Sünden vollkommen Genugtuung empfangen, ja, Er ist durch das Werk am Kreuz unendlich verherrlicht worden. Das Werk Gottes für uns ist auf ewig vollendet. Gott ruht darin; aber auch der Sünder, der heilsuchend und glaubend naht, findet hier seine Ruhe, Versöhnung und wahre Gemeinschaft mit Gott. Er kann darum anbetungsvoll anheben und singen:

„Auf dem Lamm ruht meine Seele,

Betet voll Bewundrung an,

Alle, alle meine Sünden

Hat Sein Blut hinweggetan.

Sel'ger Ruhort! Süßer Friede

Füllet meine Seele jetzt;

Da, wo Gott mit Wonne ruhet,

Bin auch ich in Ruh gesetzt.“

Dem Werk Gottes für uns kann nichts hinzugefügt werden.

Jeder noch so wohlgemeinte Versuch das zu tun, kann nur den Geist Gottes betrüben; denn Er bezeugt, dass Christus "mit einem Opfer hat er auf immerdar die vollkommen gemacht, die geheiligt werden", und Gott bezeugt von allen diesen: "Ihrer Sünden und ihrer Gesetzlosigkeiten werde Ich nie mehr gedenken." (Hebr. 10,14.17.)

Auf Grund dieses herrlichen Werkes steht jeder Gläubige s einer Stellung nach vollkommen passend für den Him mel vor Gottes Angesicht. Hierin gibt es kein Wachstum und keinen Kampf; Gottes Wort ruft allen zu: "Kommt, denn schon ist alles bereit!" {Luk 14,17} Und allen, die da kommen, schenkt Gott frei eine vollkommene Gerechtigkeit, die für alle ohne Unterschied gleich groß ist. Das Werk Gottes war für den Räuber am Kreuz, der von dort sogleich mit Jesus ins himmlische Paradies ging, ebenso vollkommen und vollkommen machend, wie für den Apostel Paulus der nach seiner Bekehrung so treu und hingebend lebte und "mehr gearbeitet hat, als sie alle" {1. Kor 15,10}.

Aber wenden wir uns nun zu dem Werk Gottes in uns und durch uns. Hier, mein lieber ..., gibt es in der Tat ein Wachstum. Wie überaus ernst und wichtig ist dies! D ass dies doch mehr begriffen und gewürdigt würde!

Wieviel fruchtbarer für Gott wäre unser Leben, wieviel mehr würde Gott in uns und durch uns alle, die wir des Herrn sind, in dieser armen, bösen Welt offenbart, erhoben und verherrlicht werden!

Doch reden wir davon, so der Herr will, das nächste Mal ausführlicher! Ihm, der uns vom ewigen Tod errettet, hat um nun Ihm zu leben, sei jedes Herz befohlen, das aufrichtig begehrt, dies zu tun.

Im Herrn

dein ...