Kapitel 2

Titus 1, Verse 1-5:

Du aber rede, was der gesunden Lehre geziemt: 2 dass die alten Männer nüchtern seien, würdig, besonnen, gesund im Glauben, in der Liebe, im Ausharren; 3 die alten Frauen ebenso in ihrem Betragen, wie es dem heiligen Stand geziemt, nicht verleumderisch, nicht Sklavinnen von vielem Wein, Lehrerinnen des Guten; 4 damit sie die jungen Frauen unterweisen, ihre Männer zu lieben, ihre Kinder zu lieben, 5 besonnen, keusch, mit häuslichen Arbeiten beschäftigt, gütig, den eigenen Männern unterwürfig zu sein, damit das Wort Gottes nicht verlästert werde.

Hier ist davon die Rede, was "der gesunden Lehre geziemt". Da führt das Wort sogleich in die praktischen Dinge des Lebens und der Bewährung im täglichen Wandel. Weit entfernt von der Meinung, dass der Schwerpunkt auf die Erkenntnis und biblische Ausdrucksweise zu legen sei (wiewohl diese Dinge ihre hohe Bedeutung haben), wird die Bewährung in einem geheiligten Wandel als Kennzeichen echten Christentums gefordert. Die Anweisungen, die Titus erhielt, erweisen, dass es biblisch ist, den verschiedenen Altersstufen und Geschlechtern unter den Gläubigen einer Gemeinde auch besondere Belehrungen zu erteilen; sie brauchen das. Andererseits ersieht man hier, wie weit vom Ursprung die Namenchristenheit abgeirrt ist, denn alle diese Unterweisungen haben zur Voraussetzung, dass die Gläubigen 1. unter sich in Liebe vereint und 2. ihrer Trennung von der Welt sich bewusst sind. - "damit das Wort Gottes nicht verlästert werde!" Es kam dem Apostel und kommt allen wahren Christen auf die Ehre des Herrn an. Das Wort Gottes soll nicht verlästert werden vor der Welt, als wäre es eine kraftlose, gut entbehrliche Lehre! Letzteres geschieht überall da, wo der Wandel mit den Worten des Bekenntnisses nicht stimmt. Ein theoretisches Christentum nennt die Schrift Heuchelei, sie erkennt nur ein im praktischen Leben bewährtes Christentum an. Die Bibel soll den Menschen vorgelebt werden und in den Häusern der Kinder Gottes als eine lebenserneuernde, heiligende Gotteskraft erblickt werden!

Titus 2, Verse 6-8

Die jüngeren Männer ermahne ebenso, besonnen zu sein, 7 indem du in allem dich selbst als ein Vorbild guter Werke darstellst; in der Lehre Unverfälschtheit, würdigen Ernst, 8 gesunde, nicht zu verurteilende Rede, damit der von der Gegenpartei beschämt wird, da er nichts Schlechtes über uns zu sagen hat.

Was der Herr von gläubigen Jünglingen erwartet, steht neben dem hier Gesagten auch in 1. Joh. 2, 14-17. Die Jugend neigt zur Übereilung, zu schnellen Entschlüssen; man bindet sich leicht durch übereilte Zusage. Da warnt das Wort: S eid besonnen! Das ist in unseren Tagen doppelt notwendig: S eid besonnen! - Titus war ein bewährter Christ und geeignet, ein Vorbild zu sein. Paulus selbst stellt sich wiederholt als Vorbild hin. (Phil. 4, 9.) Das war nicht Anmaßung, sondern es entsprach der Wahrheit und den Bedürfnissen der Gläubigen. Diese Vorbilder der apostolischen Tage sind auch heute noch in Kraft und Wirkung - während es für einen Gläubigen unserer Tage sicherlich bedenk lich ist, wenn er sich als Vorbild hinstellt; er darf und soll aber danach streben, ein Vorbild zu sein; insoweit er ein Vorbild ist, wird er als Vorbild wirken! Titus sollte "ein Vorbild guter Werke" sein, was bedurfte er dazu?

1. In der Lehre Unverderbtheit - offenbar ist Satan bemüht, bei allen, die einen Platz als Lehrer des Wortes Gottes einnehmen, die Lehre zu verderben.

2. Würdigen Ernst. Der Scherzgeist, der immer eine witzige Anspielung bereit hat, ist nicht von oben her. Scherzgeist vertreibt den Heiligen Geist! (Vergl. Eph. 5, 4.)

3. Gesunde, nicht zu verurteilende Rede. Für einen geistlichen Lehrer ist Jak. 3, 1. 2 von besonderer Bedeutung. Übereilte, unbiblische Worte trägt der Satan durch die Zungen seiner Untergebenen weiter zum Schaden der Sache Gottes!

Titus 2, Verse 6-8

6 Die jüngeren Männer ermahne ebenso, besonnen zu sein, 7 indem du in allem dich selbst als ein Vorbild guter Werke darstellst; in der Lehre Unverfälschtheit, würdigen Ernst, 8 gesunde, nicht zu verurteilende Rede, damit der von der Gegenpartei beschämt wird, da er nichts Schlechtes über uns zu sagen hat.

Wahre Christen in dienender Stellung haben besondere Aufgaben und besondere Versuchungen; bei den Sklaven der damaligen Zeit war dies vielleicht noch mehr der Fall, als heute bei den Dienenden. Damals wie heute waren die meisten Gläubigen unter den Niedrigen. Wir finden deshalb in den Briefen so viele besondere Ermahnungen für die Dienenden (Eph. 6, 5-8; Kol. 3, 22-25; 1. Tim. 6, 1. 2; 1. Petr. 2, 18-20), weil es viele Sklaven und Sklavinnen unter den Bekennern Jesu gab. Die selbstlose, stille Treue der Kinder Gottes, die in dienender Stellung sind, ist eine bessere Predigt für ihre unbekehrten Herrschaften, als viele Worte. Zum Zeugnis in Worten gibt der Herr wohl manche Gelegenheit, die in Demut benutzt werden soll, aber das stille, treue Dienen ist eine tägliche Predigt ohne Worte! - Die gläubigen Sklaven und Sklavinnen hatten ganz andere Begriffe über ihr Verhältnis zu ihren Herren, als die heidnischen! Bei den heidnischen Sklaven war es nicht verwunderlich, wenn sie zum Widerspruch und zur Selbstsucht geneigt waren, wenn sie nahmen, was sie ungestraft nehmen konnten. Die Kinder Gottes dagegen sollten ganz andere Begriffe haben und aus ganz anderen Beweggründen handeln. Sie sollten das Christentum, das sie bekannten, darstellen und zieren in allen Stücken! Die Lehre unseres Heiland-Gottes soll von den unbekehrten Menschen verstanden werden durch die Früchte der Demut und Sanftmut, des Fleißes und der Treue, die sie in uns Gläubigen hervorbringt.

Titus 2, Verse 11-13

11 Denn die Gnade Gottes ist erschienen, heilbringend für alle Menschen, 12 und unterweist uns, damit wir, die Gottlosigkeit und die weltlichen Begierden verleugnend, besonnen und gerecht und gottselig leben in dem jetzigen Zeitlauf, 13 indem wir erwarten die glückselige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus,

Welch herrliche Tatsache: "Die Gnade Gottes ist erschienen, heilbringend für alle Menschen!" Gepriesen sei der Herr! Niemand ist abgeschlossen, alle sollen wissen: Auch für dich ist das Heil zu finden! Kein Mensch ist so tief verschuldet, so weit von Gott entfremdet, dass die Gnade Gottes ihn nicht retten wollte und könnte. Dies ist die herrliche Botschaft an alle Welt: Die Gnade Gottes ist erschienen, heilbringend für alle Menschen! Aber wozu unterweist sie uns, die Gläubigen? S ie lehrt uns in einem neuen Leben zu wandeln! Mit dem, was gottlos heißt, und mit dem, was Weltlust und Sündengenuss heißt, haben wir nichts mehr zu tun, wir sollen das alles verleugnen, daran vorübergehen, als ob es für uns nicht da ist! Wir leben mit unserem Herren schon in einer anderen, besseren Welt, im Reich Gottes, wo Gerechtigkeit, Friede und Freude herrscht durch den Heiligen Geist {Röm. 14, 17}. – Wir wissen, dass der jetzige Zeitlauf schnell abläuft, die Welt eilt dem Gericht entgegen. Wir aber erwarten die Erfüllung unserer glückseligen Hoffnung: die Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesu Christi! Welch selige Freude, wenn wir Ihn schauen werden, wenn Er uns zu Sich ruft, wenn wir Ihm von Angesicht huldigen werden! Ist das wirklich meine Hoffnung? Dann lebe ich in diesen eilenden Tagen besonnen, gerecht und gottselig, dann ist mein Herz auf den Herrn gerichtet, mit Ihm beschäftigt und mein Leben Seinem Dienst geweiht. Ist es so bei mir?

Titus 2, Verse 14-15

14 der sich selbst für uns gegeben hat, damit er uns loskaufte von aller Gesetzlosigkeit und sich selbst ein Eigentumsvolk reinigte, das eifrig sei in guten Werken. 15 Dies rede und ermahne und überführe mit allem Nachdruck. Lass niemand dich verachten!

Der Herr hat die Seinigen "losgekauft von aller Gesetzlosigkeit", sie brauchen der Sünde nicht zu dienen, den Willen Satans nicht mehr zu tun. Wir sind tatsächlich befreit, um den Willen Gottes zu tun. Ein Kind Gottes darf kühn im Blick auf die Ketten und Stricke der Sünde und Leidenschaften, mit denen es früher gebunden war, sagen: Ich bin frei! Nun gilt es, täglich in der Freiheit zu wandeln, für welche Christus uns freigemacht hat: " Haltet dafür, dass ihr der Sünde tot seid." {Röm. 6, 11} Gott will die Seinen bewahren, und Er wird es tun, wenn wir wachend und betend vor Ihm wandeln. Aber noch eins: "Wer zu stehen meint , sehe zu, dass er nicht falle." (1. Kor. 10, 12.) Christus hat Sich Selbst für uns gegeben, nicht nur um uns von vergangener Schuld zu erlösen, sondern um uns zu reinigen, damit wir in einem neuen Leben zu Seiner Ehre, als Sein Eigentumsvolk, eifrig wären in guten Werken! Die Welt soll an unseren guten Werken erkennen, dass wir Jesu Eigentum sind! (Matth. 5, 16.) Hier ist eine klare Lehre darüber, dass die Gläubigen durch das Opfer von Golgatha erkauft sind, um in Heiligkeit zu wandeln! Dies soll mit aller Machtvollkommenheit bezeugt werden, damit die Gläubigen davon überführt werden, dass dies Gottes Wille und Gottes Wahrheit ist.