Gibt der Textus Receptus die Urfassung des Neuen Testaments wieder?

Was ist der Textus Receptus?

Die Schriften des Neuen Testaments wurden ursprünglich in Griechisch geschrieben. Die originalen Handschriften sind zwar verloren gegangen, aber sie wurden vorher abgeschrieben. Als sich das Christentum verbreitete benötigte man viele Bibeln und schrieb die Manuskripte immer wieder ab.

Natürlich traten im Lauf der Zeit Abschreibfehler auf und wenn sie nicht bemerkt wurden, vervielfältigten sie sich immer weiter.

Erst nach der Erfindung der Buchdruckerkunst wurde es möglich, eine große Zahl an Bibeln herzustellen. Erasmus von Rotterdam war der erste, der 1516 ein griechisches Neues Testament veröffentlichte. Diese Textform nannte man später "Textus Receptus".

Im Lauf der Zeit begann man sich zu fragen, ob der von Erasmus gedruckte Text überhaupt mit dem Text übereinstimmt, den die neutestamentlichen Schreiber ehemals benutzt hatten. Man bemerkte nämlich, dass viele alte Handschriften vom Textus Receptus abwichen.

Die heute sehr verbreitete griechische Ausgabe des Neuen Testaments wurde durch Untersuchungen der vorhandenen alten Handschriften gewonnen. Als "Novum Testamentum Graece" wird es von einem Institut in Münster herausgegeben (derzeit in 27. Auflage) und nach den Herausgebern meistens kurz als "Nestle-Aland" bezeichnet. Umfangreiche Fußnoten im Nestle-Aland geben die Lesarten der wichtigsten Handschriften an, so dass der Leser seine eigene Entscheidung fällen kann. Der Nestle-Aland Text wird als Grundlage für fast alle modernen Bibelübersetzungen verwendet.

Einige behaupten jedoch, dass der Textus Receptus in Wirklichkeit die Urfassung des neutestamentlichen Textes darstelle und das alle anderen Varianten aus Abschreibefehlern hervorgegangen seien. Im Folgenden soll untersucht werden, ob diese Behauptung stichhaltig ist.

Warum die ganze Aufregung?

Obwohl der Textus Receptus und die anderen bekannten griechischen Texte nicht identisch sind, gibt es aufs Ganze gesehen nur wenige Unterschiede. Warum also die ganze Aufregung? Die Antwort lautet: Die Bibel ist kein gewöhnliches Buch, sondern eine Schrift, aus der Millionen Christen göttliche Antworten suchen. Während es bei den Schriften von Cäsar oder Sokrates nicht so wichtig sein mag, welche der bekannten Lesarten denn nun die ursprüngliche ist, gilt das für die Bibel nicht. Hier verdient jede Abweichung Aufmerksamkeit.

Darum wird die Streitfrage um den Textus Receptus auch so erbittert und oft sehr emotional geführt. Man sollte über dieser ganzen Auseinandersetzung jedoch nie vergessen, dass die Unterschiede des Textus Receptus zu anderen griechischen Ausgaben insgesamt gesehen nur gering sind. An etwa 7000 Stellen unterscheidet sich der Textus Receptus von der Textausgabe von Nestle-Aland. Auf den ersten Blick scheint das sehr viel zu sein. Bedenkt man jedoch, dass das griechische Neue Testament etwa 140.000 Wörter hat dann sieht man, dass ungefähr 95% des Textes feststeht. Viele der 5% Unterschiede sind reine Rechtschreibvarianten des Griechischen oder grammatische Eigenheiten, die oft so speziell sind, dass man die feinen Unterschiede in einer deutschen Übersetzung überhaupt nicht ausdrücken könnte. Die Unterschiede des Textus Receptus zu anderen Textausgaben betreffen nur selten eine zentrale biblische Wahrheit und nie eine heilsnotwendige Wahrheit.

Gibt es DEN Textus Receptus?

DEN Textus Receptus gibt es nicht. Es gibt lediglich verschiedenen Ausgaben, von denen keine zwei ganz identisch sind. Um das genauer zu verstehen muss die Geschichte der gedruckten Ausgaben des griechischen Neuen Testamentes etwas beleuchtet werden:

Am ersten März 1516 veröffentlichte der katholische Humanist Erasmus von Rotterdam (1467-1536) in Basel das erste vollständige gedruckte griechische Neue Testament.

Bild 1: Griechisches Neues Testament von Erasmus von Rotterdam aus dem Jahr 1516 (Titelblatt). Es war die erste gedruckte griechische Ausgabe.

Ein Biograph von Erasmus schreibt zu dieser Ausgabe: "Am erstaunlichsten aber ist die Kürze der Zeit, die für die Herstellung selbst gebraucht wurde. Wer den starken Folioband vor sich hat, sollte es nicht für möglich halten: aber es steht absolut fest, daß der Band, der außer zwei umfänglichen Einleitungsschriften und dem griechischen Text mit beigedruckter neuer Übersetzung des Herausgebers einen bedeutenden Kommentar mit vielem Griechisch und Hebräisch enthält, innerhalb von fünf Monaten (Anfang September 1515 bis Ende Januar 1516) nicht nur gesetzt, korrigiert und ausgedruckt, sondern großenteils überhaupt erst geschrieben wurde!" (Meissinger, K. A.: Erasmus von Rotterdam, Wien 1942, S. 205.)

Der Grund für die Eile von Erasmus und seinem Drucker waren begründet. Es war nämlich damals schon bekannt geworden, dass Gelehrte einer spanischen Universität unter der Leitung des Kardinals Ximenes ebenfalls an einer griechischen Textausgabe der Bibel arbeiteten. Erasmus und seine Helfer wollten ihnen in der Herausgabe unbedingt zuvorkommen.

Erasmus hatte parallel zur Arbeit am Text des Neuen Testamentes noch eine Herausgabe des Kirchenvaters Hieronymus in Angriff genommen. Im Oktober 1515 schrieb er in einem Brief, dass er mit dieser doppelten Arbeit ganz überlastet sei.

Die drucktechnische Ausstattung der Ausgabe von etwa 1000 Seiten war zwar erstaunlich gut, aber durch die fieberhafte Eile enthält der Text zahlreiche Druckfehler und Ungenauigkeiten. Es gibt bis heute keine gedruckte griechische Textausgabe, die so fehlerhaft ist. Erasmus hatte zwar schon in früheren Jahren mehrfach griechische Handschriften des Neuen Testamentes studieren können, aber während des Druckes standen ihm in Basel nur wenige Handschriften zur Verfügung. Erasmus stützte sich bei seinem Text auf insgesamt 6 Handschriften, die aus dem 11. bis 15. Jahrhundert stammten (also allesamt relativ spät waren) und um deren mindere Qualität Erasmus selbst wusste. Keine dieser Handschriften umfasste das komplette Neue Testament; für die Evangelien standen nur zwei, für die Offenbarung sogar nur eine einzige Handschrift zur Verfügung. Erasmus hat den griechischen Text der von ihm benutzten Handschriften nicht einfach übernommen, sondern ihn hier und da geändert, öfters nach der lateinischen Vulgata, gelegentlich auch nach Zitaten aus Kirchenschriftstellern manchmal sogar nach bloßer Vermutung. (Die von Erasmus benutzten Handschriften existieren noch, so dass man seine Arbeit relativ gut nachvollziehen kann.)

Rechts neben dem griechischen Text druckte Erasmus eine leicht nach dem Griechischen verbesserte Version der Vulgata, der damaligen kirchlichen Standardausgabe in lateinischer Sprache. Ab der zweiten Auflage verwendete Erasmus eine eigene Übersetzung des griechischen Textes, die sich allerdings immer noch an die Vulgata anlehnte.

Um sein Werk besonders werbewirksam zu machen hat es Erasmus dem damaligen Papst Leo X (1513-1521) gewidmet.

Bild 1a: Erasmus widmete sein griechisches Neues Testament Papst Leo X (1513-1521), dem bekannten Gegner der Reformation, der hier in einem Gemäldeausschnitt zu sehen ist. Erasmus erreichte dadurch die Gunst des Papstes und sicherte sein Werk gegen theologische Angriffe.

Das Widmungsschreiben datiert vom 1. Februar 1516. Leo X hat der Ausgabe von Erasmus dann auch wirklich zugestimmt und sie später immer wieder gegen kritische Angriffe in Schutz genommen. In einem Schreiben für die zweite Auflage schrieb der Papst an Erasmus: " Deinem Eifer wünschen wir Heil und Segen. (...) Uns selbst sollst du indes immer empfohlen sein und du sollst von Uns das Lob empfangen, das allen treuen Anhängern Christi von uns erwarten dürfen. " Erasmus ließ diese warmen Worte werbewirksam ab der zweiten Auflage mitdrucken. Sie bot zugleich einen wirksamen Schutz gegen viele zeitgenössische Kritiker.

Von der ersten Auflage wurden etwa 1200 Exemplare verkauft. Der Drucker war ängstlich darauf bedacht, dass von den Mängeln der ersten Ausgabe nichts bekannt würde, denn er fürchtete, er könne die erste Auflage nicht fertig verkaufen, wenn bekannt würde, dass eine verbesserte zweite im Gange sei.

Bild 1b: Martin Luther benutzte für seine geniale und bahnbrechende Übersetzung des neuen Testamentes ins Deutsche die zweite Ausgabe von Erasmus aus dem Jahr 1519.

1519 konnte Erasmus die zweite Ausgabe herausbringen. Er hatte inzwischen einen weiteren Kodex aus dem 12. Jahrhundert zum Vergleich heranziehen können. (Leider enthielt dieser Kodex jedoch nicht die Offenbarung.) An etwa 400 Stellen hat Erasmus Veränderungen angebracht, hauptsächlich verbesserte Druckfehler. Leider geschah dies noch nicht gründlich genug, denn Erasmus wurde während der Überarbeitung so krank, dass er keine gründliche Revision vornehmen konnte. Die zweite Auflage erschien in etwa 1100 Exemplaren. Martin Luther stützte sich bei seiner deutschen Bibelübersetzung auf diese zweite Auflage.

Die dritte Auflage von Erasmus erschien 1522. Bei der vierten Auflage (1527) konnte Erasmus erstmals die Ausgabe seines Konkurrenten Ximenes verwenden und seine Ausgabe gelegentlich danach verbessern, vor allem in der Offenabrung. Eine gründlichere Revision hat er leider nicht durchgeführt. Die fünfte letzte Ausgabe von Erasmus erschien 1535, ein Jahr vor seinem Tod. Sie ist bis auf Kleinigkeiten mit der vierten Auflage identisch.

Aldus Manutius hat 1518 ebenfalls ein griechisches Neues Testament veröffentlicht, bei dem er zwar gelegentlich auf Handschriften zurückgriff, im Wesentlichen aber den Text von Erasmus ziemlich wörtlich abschrieb und dabei versehentlich sogar einige Druckfehler seines Vorgängers übernahm. (Insgesamt unterscheiden sich die Ausgabe von Manutius und Erasmus an etwa 100 Stellen.) Diese Form des Abschreibens und Abdruckens aus anderen Büchern war damals, als es noch kein Copyright gab, üblich und führte dazu, dass die Textfassung von Erasmus trotz ihrer Mängel so schnell und so gründlich verbreitet wurde. Man kennt noch über 20 frühe Ausgaben, die den Text von Erasmus haben.

Bild 2: Die gedruckten Ausgaben von Stephanus waren sehr verbreitet, boten aber im Wesentlichen den Text von Erasmus mit geringfügigen Änderungen.

Die Konkurrenten von Erasmus an der spanischen Universität Alcalá arbeiteten wie gesagt ebenfalls an einer Textausgabe. Die Fassung des griechischen Neuen Testamentes wurde zwar schon 1514 vollendet (das gesamte Werk war 1517 fertiggestellt), aber die päpstliche Druckerlaubnis ließ bis zum 22. März 1520 auf sich warten. Initiator war der Kardinal Ximenes (1437-1517). Diese Ausgabe war deutlich sorgfältiger als die von Erasmus, hatte aber den Nachteil, dass sie zu spät kam und die Ausgaben von Erasmus längst den Markt erobert hatten. Außerdem war sie wegen ihres Umfangs sehr kostspielig, so dass viele Gelehrte sie sich nicht leisten konnten. Man vermutet, dass die Verzögerung der Druckerlaubnis einigen Freunden von Erasmus am Hof des Papstes zu verdanken ist. Erasmus hatte viele hohe Gönner an der Kurie.

Simon Coliaeus gab 1534 ebenfalls einen griechischen Text heraus, der eine Textmischung von Erasmus und Ximenes-Text enthielt, an etwa 150 Stellen aber auch Handschriftenlesarten anbrachte. Diese hatte allerdings keine weite Verbreitung gefunden.

Robert Estienne (genannt "Stephanus", 1503-1559), der Schwiegersohn von Colinaeus, veröffentlichte 1546 seine erste Ausgabe des griechischen Neuen Testamentes. Die zweite Ausgabe von 1549 war der ersten sehr ähnlich. Die dritte Ausgabe von 1550, die sogenannte "Regia" wurde sehr bekannt und wird manchmal als der Standardtext des Textus Receptus betrachtet. Bei dieser "Regia" hatte sich Stephanus besonders stark an die fünfte Ausgabe von Erasmus angepasst.

Eine vierte und letzte Auflage, die 1551 in Genf herauskam, war dreispaltig und enthielt den griechischen Grundtext, die Vulgata (traditionelle lateinische Übersetzung) und die lateinische Übersetzung von Erasmus. Auch diese Ausgabe wurde berühmt, weil Stephanus hier zum erstenmal die Verszählung in den griechischen Text einführte. Der griechische Text ist dem der dritten Auflage sehr ähnlich.

Bild 3: Die vierte Ausgabe des Stephanus von 1551 erlangte Berühmtheit, weil hier zum ersten Mal die bis heute verwendete Verszählung anzutreffen ist. (Kapiteleinteilungen der Bibel gibt es schon seit dem 13. Jahrhundert.) Hier sieht man den Text von Matthäus 6 Vers 13, dem Ende des sogenannten "Vaterunser". Rechts steht der Text der Vulgata, in der Mitte der griechische Text und links eine andere lateinische Übersetzung, die direkt aus dem Griechischen angefertigt wurde. Dieser Vers ist bemerkenswert, weil hier in der Vulgata die abschließende Lobformel "Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit" fehlt.

Den griechischen Text hatte Stephanus im Wesentlichen durch Vergleich der fünften Ausgaben von Erasmus und der Ausgabe von Ximenes gewonnen. Obwohl Stephanus für seine Ausgaben auch 15 oder 16 Handschriften heranzog, hatte sich der Erasmus-Text schon so etabliert, dass Stephanus ihn nur ganz vereinzelt behutsam zu ändern wagte. Besonders in den Briefen und in der Offenbarung beließ er fast alles beim Alten. An über 100 Stellen, bei denen Stephanus seinen Vorgängern folgte, hatte er dafür keine Stütze in den von ihm benutzten Handschriften.

Bild 4: Die Textausgaben des Theologen Theodor Beza waren im Wesentlichen Abdrucke von Stephanus.

Der reformierte Theodor Beza war der Nachfolger des berühmten Reformators Johannes Calvin. Beza veröffentlichte zwischen 1565 und 1604 insgesamt neun Ausgaben des griechischen Neuen Testamentes (eine zehnte folgte 1611 nach seinem Tod). Im wesentlichen benutzte er als Text die vierte Auflage von Stephanus (aus dem Jahr 1551), verglichen mit der Ausgabe von Ximenes. Änderungen hat Beza nur an wenigen Stellen angebracht. Beza hat es freilich gewagt, den griechischen Text an einigen Stellen nach bloßer Vermutung zu ändern - ohne dafür irgendeine Grundlage in vorherigen gedruckten Ausgaben oder in Handschriften zu besitzen. In Römer 7 Vers 6 änderte er z. B. "wir (sind) gestorben" in "er (ist) gestorben". In Galater 4 Vers 17 strich er das Wort "euch" und machte daraus "uns". Wie gesagt waren das keine Druckfehler oder Versehen, sondern bewusste Textänderungen an Stellen, wo Beza den bisherigen Text für fehlerhaft hielt.

Bonaventura Elzevir und sein Neffe Abraham Elzevir waren geschäftstüchtige holländische Buchdrucker. Sie veröffentlichten zwischen 1624 und 1678 sieben Textausgaben des Neuen Testamentes in etwa 8000 Exemplaren. Dabei verwendeten sie hauptsächlich den Text aus der ersten Ausgabe von Beza (1565), die sie hier und da nach dessen Ausgabe von 1580 korrigierten.

Auch die Ausgaben der Elzevir-Brüder wurden weit verbreitet. Im Vorwort zu ihrer zweiten Ausgabe von 1633 schrieben die Verleger: "Du hast also den Text, der nun von allen akzeptiert wird" ("Textum ergo habes, nunc ab omnibus receptum"). Aus dieser kecken Behauptung hat sich der Begriff "Textus Receptus" abgeleitet.

Alle diese Ausgaben haben grob betrachtet den Textus Receptus (der im Wesentlichen auf die erste Ausgabe von Erasmus zurückgeht) und unterscheiden sich nur relativ geringfügig. Trotzdem gibt es auch zwischen zweien dieser Ausgaben in aller Regel mehr als hundert Unterschiede, meistens orthographische Varianten. Das ist relativ betrachtet zwar wenig, absolut betrachtet aber viel. Wer also den Textus Receptus als inspiriert betrachtet, der muss deutlich sagen welche der genannten Ausgaben er als inspiriert betrachtet.

Weil von heutigen Verteidigern des Textus Receptus die Textunterschiede in den Ausgaben des Textus Receptus gerne heruntergespiel werden, seien einige Zahlen genannt:
Die erste und zweite Auflage von Erasmus unterscheiden sich an etwa 400 Stellen.
Die zweite und dritte Auflage von Erasmus unterscheiden sich an 118 Stellen.
Die dritte und vierte Auflage von Erasmus unterscheiden sich an 106 Stellen.
Die erste Auflage von Stephanus bietet an 37 Stellen eine Textform, die sich weder bei Erasmus noch bei Ximenes findet.
Die erste und zweite Auflage von Stephanus unterscheiden sich an 67 Stellen.
Die vierte Auflage von Stephanus (1551) und die Ausgabe Bezas von 1582 unterscheiden sich an etwa 50 Stellen.
Die verbreitete dritte Auflage von Stephanus (1550) unterscheidet sich von den Ausgaben von Elzevir laut dem Gelehrten Scrivener an 286 Stellen, laut dem Gelehrten Tischendorf an 145 Stellen (Tischendorf hat vermutlich geringfügige orthographische Varianten nicht mitgezählt.)

Der Textus Receptus wird hinterfragt

Im 18. Jahrhundert und besonders im 19. Jahrhundert stellte man den Textus Receptus immer mehr in Frage. Das nannte man "Textkritik" - nicht zu verwechseln mit der "Bibelkritik". Es setzte sich immer mehr die Ansicht durch, dass der Textus Receptus nicht die Urfassung des Neuen Testamentes sein kann. Die Forscher gewannen die Einsicht, dass für eine überzeugende Fassung des Grundtextes ein intensives Studium der noch vorhandenen alten Handschriften notwendig ist. Man begriff: Nicht nur die Zahl, sondern auch das Alter der Handschriften ist ein wichtiges Gütekriterium.

Die Geschichte der Textkritik kann hier unmöglich ausführlich dargestellt werden. Daher nur einige wichtige Schlaglichter:

Erasmus von Rotterdam selbst war eigentlich der erste, den man als Textkritiker bezeichnen muss, denn er hatte seinen Text durch Vergleich verschiedener Handschriften gewonnen. Leider verwendete er wenige und schlechte Handschriften.

Stephanus hatte in seiner Ausgabe von 1550 schon ein gutes Dutzend andere Handschriften verglichen, aber auch sie waren zu jung. Stephanus hatte aber nur selten gewagt, die Lesarten seiner Handschriften dem etablierten Text von Erasmus vorzuziehen. Das sollte für viele Jahre so bleiben, obwohl man im Lauf der Zeit immer mehr andere Lesarten aus anderen Handschriften kennen lernte, z. B. durch die berühmten Polyglotten (mehrsprachigen Ausgaben) des 17. Jahrhunderts.

Bild 5: Die textkritischen Arbeiten von Constantin von Tischendorf waren für die Textgeschichte sehr bedeutsam. Tischendorf versuchte, alte Handschriften des Neuen Testamentes zu finden und räumte ihnen einen großen Stellenwert bei der Wiederherstellung des griechischen Textes ein.

Edward Wells war 1709 der erste, der es wagte konsequent einen Text zu drucken, der nicht mehr mit dem inzwischen fast 200 Jahre alten Textus Receptus identisch war. Weitere Meilensteine waren die Ausgaben von John Mill (1707), der schon etwa 30.000 griechische Textvarianten gesammelt hatte, ferner die Ausgaben von Richard Bentley (1707), Daniel Mace (1729), Johann Albrecht Bengel (1734), Johann Jakob Wettstein (1751 / 1752) und Johann Jakob Griesbach (1775-1777). Diese Text-Herausgeber waren vielfachen Anfeindungen unter den Theologen ausgesetzt. Wettstein (1693-1742) musste wegen seiner textkritischen Arbeiten sogar sein Heimatland verlassen.

Im 19. Jahrhundert wurden die Herausgeber noch mutiger. Hier müssen besonders die Namen von K. Lachmann, A. Scholz, C. von Tischendorf, B. F. Westcott und F. J. A. Hort genannt werden. Manchmal schossen diese Forscher allerdings auch über das Ziel hinaus.

Ein Meilenstein in der Geschichte der Erforschung des griechischen Textes waren die Arbeiten von Constantin von Tischendorf, der selbst zahlreiche alte Handschriften untersuchte und die berühmte Handschrift des "Codex Sinaiticus" aus dem vierten Jahrhundert fand.

Im 20. Jahrhundert wurden die Vorarbeiten des 19. Jahrhunderts umfangreich verarbeitet und durch neue Textfunde erweitert. Inzwischen kennt man über 5000 griechische Handschriften des Neuen Testamentes, darunter sind Handschriften bekannt geworden, die über 200 Jahre älter sind, als die ältesten, die im 19. Jahrhundert zur Verfügung standen.

Warum der Textus Receptus nicht die Urfassung des Neuen Testamentes sein kann

Um dies zu belegen muss man mindestens eine Stelle anführen können, an der der Textus Receptus ganz sicher nicht die Urfassung sein kann. Wenn sich auch nur eine Stelle zeigt, bei der der Textus Receptus offensichtlich fehlerhaft ist, dann ist die gesamte Theorie des inspirierten Textus Receptus widerlegt, denn ein göttlich inspirierter Bibeltext muss per Definition überall fehlerlos sein.

Offenbarung 22, Vers 19 und andere Stellen

In Offenbarung 22,19 steht im Textus Receptus (wörtlich übersetzt) folgendes: "Und falls jemand von den Worten (des) Buches dieser Weissagung wegnimmt, wird Gott sein Teil wegnehmen von dem Buch des Lebens und aus der heiligen Stadt und (von) den geschriebenen (Dingen) in diesem Buch."

Es kommt jetzt auf den Ausdruck "Buch des Lebens" an. Bis heute kennt man keine einzige (!) griechische Handschrift aus der Zeit vor Erasmus, die diese Fassung hat. Alle zur Verfügung stehenden Handschriften aus der Zeit vor Erasmus lesen hier nicht "Buch des Lebens", sondern "Baum des Lebens".

Bild 6: Die letzte Seite (mit Offenbarung 22,9-21) aus dem Neuen Testament von Erasmus (1516). Links steht die griechische Fassung, rechts die lateinische.

Wie ist diese Stelle im Textus Receptus entstanden? Das kann man historisch genau rekonstruieren. Erasmus hatte zwar schon in früheren Jahren mehrfach intensiv griechische Handschriften studieren können, aber als er 1515 und 1516 an seinem griechischen Neuen Testament arbeitete hatte er für die Offenbarung nur eine einzige griechische Handschrift zur Verfügung, die er von seinem Freund Johannes Reuchlin geliehen hatte, weil er in Basel sonst keine griechische Handschrift der Offenbarung auftreiben konnte. Diese eine Handschrift stammte aus dem 12. Jahrhundert und befindet sich heute in der Universitätsbibliothek von Augsburg, nachdem sie 1861 wiederentdeckt worden war. (Bei Nestle-Aland trägt die Handschrift die Nummer 2814) Sie enthielt nicht nur den Text der Offenbarung sondern auch einen beigefügten Kommentar des Kirchenvaters Andreas von Kapadozien (563 - 637). Der Text der Handschrift war in einer schwer lesbaren Kursivschrift verfasst, die den Setzern viel Mühe bereitete.

Dieser Handschrift fehlte das letzte Blatt mit den letzten fünfeinhalb Versen (Offenbarung 22,16b-21), was heute noch zu sehen ist. Was sollte Erasmus tun? Er hätte versuchen können, eine andere griechische Handschrift der Offenbarung zu besorgen. Aber Erasmus und sein Drucker standen unter Zeitdruck: Sie wussten, dass ein griechisches Neuest Testament sehr gefragt war und sie wollten unbedingt die ersten sein, die es drucken konnten. Sie wussten, dass ihre Konkurrenten in Spanien ebenfalls an einer Herausgabe des Neuen Testamentes arbeiteten.

Erasmus hat sich deshalb nicht die Zeit genommen um eine andere griechische Handschrift der Offenbarung zu besorgen, sondern er hat das Unmögliche gewagt: Er hat den damals verbreiteten lateinischen Text von Offenbarung 22,16-21 ins Griechische zurückübersetzt, und in seiner Ausgabe drucken lassen. Erasmus war klug genug, diesen Kunstgriff nicht zu verbergen. Er hat in seinen Anmerkungen zum Neuen Testament selbst zugegeben, dass er manchmal aus dem Lateinischen zurückübersetzt habe.

Das Unternehmen von Erasmus war tollkühn. Die Folgen sind klar: Natürlich konnte Erasmus durch seine Rückübersetzung den wirklichen griechischen Text nur ungefähr treffen. Deshalb befinden sich im Text von Erasmus Wörter und Wortformen, die bis heute in keiner einzigen griechischen Handschrift zu finden sind.

Das bekannteste (aber nicht einzige) Beispiel findet sich in Offenbarung 22 Vers 19. Die Ausgabe der von Erasmus verwendeten lateinischen Bibel (Vulgata) las hier "LIBRO VITAE" (Buch des Lebens) und diese (falsche) Fassung hat Erasmus ins griechische zurückübersetzt.

Bild 7: Vergrößerter Ausschnitt des griechischen Textes von Erasmus in Offenbarung 22,19. In der zweituntersten Zeile sieht man links die Worte "biblou zoes" = "Buch des Lebens", die Erasmus durch Rückübersetzung aus dem Lateinischen in den Text aufgenommen hatte und die in keiner einzigen griechischen Handschrift aus der Zeit vor vor Erasmus zu finden sind.

Wer den Textus Receptus für den inspirierten Grundtext der Neuen Testamentes hält, sollte sich über die Folgen im Klaren sein: Er muss glauben, dass der griechische Grundtext des Neuen Testamentes bis zum Jahr 1516 nicht bekannt war. Es bleibt nur ein Ausweg: Wenn der Textus Receptus inspiriert ist, dann muss der katholische Humanist Erasmus ein inspirierter Schreiber des Neuen Testamentes gewesen sein. Denn er war es, auf den die griechische Lesart "Buch des Lebens" zurückgeht.

Man hat natürlich verzweifelt versucht, diesen Tatsachen auszuweichen. Doch diese Versuche sind hoffnungslos. Man sagte z. B., dass die (angeblich ursprüngliche) Lesart "Buch" doch in einigen lateinischen Handschriften erhalten sei. Wer so argumentiert, sagt damit jedoch, dass es Gott nicht möglich war, den inspirierten griechischen Text zu erhalten.

Bild 8: Wer den Textus Receptus als inspirierten Text des Neuen Testamentes ansieht kommt nicht darum herum den katholischen Humanisten Erasmus von Rotterdam (hier in einem Gemäldeausschnitt von Hans Holbein dem Jüngeren, um 1523) als inspirierten Mitverfasser des Neuen Testamentes anzuerkennen, denn er hat nachweislich einige Stellen im Textus Receptus selbst verfasst.

Übrigens: Die lateinische Lesart "LIBRO VITAE" (Buch des Lebens) wird heute sogar von den Herausgebern der lateinischen Bibel verworfen. Sogar die besten lateinischen Handschriften lesen hier nicht "Buch" sondern "Baum". Man vermutet, dass die lateinische Lesart "LIBRO" (Buch) als Schreibfehler aus "LIGNO" (Baum) entstanden ist. Erasmus hatte für seine lateinische Ausgabe keine gute lateinische Ausgabe verwendet.

Erasmus hat in der Offenbarung an über 10 Stellen solche Textformen, die bis heute von keiner einzigen Handschrift (vor Erasmus) gelesen werden. In Offenbarung 5,14 machte Erasmus z. B. aus den Worten: "die Ältesten ... beteten an" durch Texterweiterung die Fassung: "die Ältesten ... beteten den an, der da lebt in die Zeitalter der Zeitalter." Diese Fassung fand sich zwar in einige Handschriften der lateinischen Vulgata, fehlt aber bis heute in allen bekannten griechischen handschriften aus der Zeit vor Erasmus. Auch in Kapitel 4, Vers 4 oder in Kapitel 18, Vers 5 finden sich solche Stellen.

Die Offenbarung ist nicht das einzige Buch, in dem Erasmus den griechischen Text eigenmächtig geändert hat. Ein anderer bekannter Fall liegt in Apostelgeschichte 9 Vers 5 am Ende vor. Alle bis heute bekannten griechischen Handschriften vor der Zeit von Erasmus lesen hier: "Er aber sprach: Ich bin Jesus, den du verfolgst."

Erasmus hat ohne das Zeugnis einer einzigen griechischen Handschrift hier einige Worte eingefügt, die er in der lateinischen Bibel gefunden hatte: "Es ist hart für dich, gegen den Stachel auszuschlagen." (Diese Worte waren hier in die lateinische Bibel eingefügt worden, weil sie im Parallelbericht in Apostelgeschichte 26 Vers 14 stehen. In Apg. 26,14 sind sie zweifellos echt, aber in Apg. 9,5 zweifellos unecht.) Erasmus, der als Katholik mit seiner lateinischen Bibel "aufgewachsen" war, hatte hier mehr Vertrauen in die lateinische als in die griechische Fassung des Textes. Auch hier müsste man Erasmus für einen inspirierten Schreiber des griechischen Textes halten, wenn man an der Inspiration der eingefügten Worte festhalten möchte.

Weitere Beispiele für solche eigenmächtigen Lesarten des Textus Receptus ohne jede Handschriftenbezeugung vor dem 16. Jahrhundert findet man z. B. in 2. Korinther 11, Vers 10 oder in 1. Petrus 3, Vers 20.

Die oben genannten Tatsachen sollten eigentlich jeden, der an die wörtliche Eingebung (Inspiration) der Heiligen Schrift glaubt, ein für allemal davon überzeugen, dass der Textus Receptus nicht identisch mit dem Urtext des Neuen Testamentes ist.

Der Papyrus P 52

Es war eine Sensation, als der Papyrologe Roberts 1935 ein 15 Jahre vorher in Ägypten erworbenes kleines Papyrusfragment publizierte. Heute ist es unter dem Namen P 52 bekannt.

Der Schreibstil und sonstige Eigenheiten des Papyrus beweisen, dass er zwischen 50 und 150 nach Christus geschrieben sein muss. Meistens wird der Papyrus auf etwa 120 n. Chr. datiert. (Namhafte Papyrologen tendieren eher noch zu einer früheren Datierung.)

Bild 9: Der berühmte P52, der aus der Zeit um 125 n. Chr. stammt und das früheste bekannte Fragment einer neutestamentlichen Schrift ist. Das Schriftstück ist wenige Jahre nach der Entstehung der Urfassung entstanden und hat einen Text, der vom Textus Receptus abweicht.

Ein detailliertes Photo des Papyrus findet man unter
http://rylibweb.man.ac.uk/data1/dg/images/frag250.gif.

Der Papyrus war schon deshalb bedeutsam, weil er ein- für allemal die verbreitete Hypothese widerlegte, dass das Johannesevangelium erst gegen Ende des 2. Jahrhunderts entstanden sein soll. (Viele liberale Theologen hatten das vor 1935 behauptet.) Da das Johannesevangelium vermutlich gegen Ende des ersten Jahrhunderts geschrieben wurde, liegen also nur wenige Jahre zwischen der Urfassung von Johannes und dem gefundenen Fragment. Es ist durchaus denkbar, dass der P 52 direkt vom Original abgeschrieben worden ist.

Für uns ist der Papyrus aus einen anderen Grund wichtig: Er hat eine Lesart, die vom Textus Receptus abweicht.

 

Der Textus Receptus hat im ersten Satz von Johannes 18,33:

Viele alte Handschriften lesen hingegen:

Dieser Lesart sind auch Nestle-Aland und alle modernen Text-Herausgeber des 20 Jahrhunderts gefolgt, weil sie in den meisten alten Handschriften zu finden war.

Nun ist auf dem P 52 zwar nicht der gesamte Text dieser Worte zu sehen (weil es sich nur um ein Fragment handelt). Aber man kann noch deutlich die Buchstaben

erkennen (Es handelt sich um die drittletzte Zeile, vgl. den Pfeil in der Abbildung.) Diese Buchstaben können nicht zur Lesart des Textus Receptus gehören sondern passen nur zum Text, den Nestle-Aland und viele alte Handschriften lesen.

Es ist also kein Zweifel möglich: Der Papyrus P 52 hat an mindestens einer Stelle eine vom Textus Receptus abweichende Lesart.

Natürlich ist das kein absolut zwingender Beweis gegen den Textus Receptus. Aber mit dem P 52 ist es doch äußerst unwahrscheinlich geworden, dass der Textus Receptus die ursprüngliche Lesart hat. Wer trotzdem an der Lesart des Textus Receptus festhält, sollte sich wieder klar sein, was er tut: Er muss glauben, dass die Lesart, die Nestle-Aland bietet, schon unmittelbar nach der Abfassung des Johannesevangeliums durch Textverderbnis entstanden ist und sich bereits in der Handschrift P 52 findet, die wenige Jahre nach der Urfassung des Evangeliums entstanden sein muss.

Dagegen ist der früheste Zeuge für die Lesart des Textus Receptus 200 - 250 Jahre jünger und stammt aus dem vierten Jahrhundert nach Christus. Bei diesem Zeugen handelt es sich übrigens um den berühmten Codex Sinaiticus, den die extremen Verfechter des Textus Receptus gewöhnlich als verdorben oder verfälscht zu diffamieren suchen, weil er an vielen Stellen eben nicht dem Textus Receptus folgt!

Unter http://www.skypoint.com/~waltzmn/Textus Receptus.JPG ist die Seite 336 aus der ersten griechischen Textausgabe von Erasmus zu sehen, in der auch der Text von Joh 18,33 zu sehen ist (Zeilen 5 und 6 in der rechten Spalte).

Au der Seite Gibt es nur einen Textus Receptus? wird ausführlicher erklärt, warum man eigentlich nicht von dem Textus Receptus sprechen kann.

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